237040 Universitätsorchester (S) (WiSe 2013/2014)

Mahlers 4. Sinfonie ist zwar nach Besetzung und zeitlicher Ausdehnung seine kleinste, mit einer guten Stunde Spieldauer und vierfachen Holzbläsern aber trotzdem noch ein Koloß, wenn man sie an klassischen Dimensionen mißt. Gar nicht kolossal indessen ist Mahler Kompositionsweise; denn wo die meisten seiner spätromantischen Zeitgenossen vor allem gewaltige Klangmassen bewegten, schreibt Mahler Kammermusik für großes Orchester. Sein Orchestersatz ist durchweg so angelegt, daß jedes Instrument, das gerade eingesetzt wird, auch zu hören ist. Mahler zu spielen ist daher für jedes Orchestermitglied eine Herausforderung, aber zugleich eine dankbare Aufgabe: denn der eigene Beitrag geht nicht im Ganzen unter, sondern bleibt vernehmlich. Darüberhinaus bietet Mahlers Musik das einzigartige Vergnügen, Spätromantik nicht als ein Schwelgen im Vergangenen, sondern als bald melancholischen, bald ironischen Rückblick darauf zu erleben. Sie ist nicht modern und läßt trotzdem spüren, daß die Tonsprache, deren sie sich bedient, keine Zukunft hat.

Im Genre der Trompetenkonzerte stellt dasjenige von Haydn eine Ausnahmeerscheinung dar, begnügt es sich doch nicht damit, die Trompete als das Instrument gleißender Spitzentöne und halsbrecherischer Virtuosität darzustellen, sondern verlangt ihr vor allem gesanglichen Vortrag und musikalischen Ausdruck ab. Zudem hat Haydn dem Orchester eine überaus anspruchsvolle, geradezu sinfonische Aufgabe zugedacht, die über eine Begleitfunktion weit hinausgeht. Engste motivische Verflechtung von Soloinstrument und Orchester, kluge melodische Disposition der Themen und äußerste Sorgfalt der kompositorischen Verarbeitung machen das Werk zu einem Höhepunkt klassischer Konzertliteratur überhaupt.