300183 Körper & Geschlecht – Reproduktionstechnologien als Thema in Literatur und Theater (S) (WiSe 2014/2015)

Inhalt, Kommentar

In den aktuellen Medien ist immer häufiger von mit Hilfe der Technik geschaffenen Menschen wie Cyborgs, Designerbabies oder Klonen die Rede. Dabei ist die Manipulation der Zeugung von Menschen mit naturwissenschaftlich-technischen Mitteln keinesfalls erst eine Idee unserer technologisierten Gegenwart. Menschliches Leben ohne Sexualität und körperliche Vorgänge zu erzeugen, ist vielmehr ein uralter Menschheitstraum, von dem schon die Mythologie erzählt. Moderne literarische Beispiele ‚künstlicher Menschen‘ wie Mary Shelleys Frankenstein oder der moderne Prometheus, der ‚Homunkulus’ in Goethes Faust oder in Aldous Huxleys Schöne neue Welt kehren als Stoffe und Motive in der Populärkultur immer wieder. Bei den in diesen Geschichten beschriebenen generativen Prozessen von Zeugung und Fortpflanzung sowie Aufziehen und Pflege des Nachwuchses, der Kranken und Alten fällt der Körper besonders ins Gewicht. Im Bereich der Reproduktion treten Geschlechterdifferenzen unübersehbar deutlich hervor. Wenn es in der aktuellen Biomedizin um Reproduktionstechnologien, Genforschung und Therapierbarkeit gesundheitlicher Faktoren geht, sind Frauen und Männer von den einzelnen Maßnahmen in der Regel unterschiedlich betroffen. Gleichzeitig ist die ‚Gendermedizin‘ ein Bereich der Humanmedizin, der erst allmählich im Entstehen begriffen ist. Im Seminar soll es um die kulturgeschichtliche Beleuchtung der Idee vom ‚künstlichen Menschen‘ aus einem geschlechterkritischen Blickwinkel gehen. Nach einem kurzen Überblick über Beispiele aus der frühen Mythologie und ihrem Echo in der Weltliteratur (Prometheus, Pygmalion, Pandora, Homunkulus, Golem etc.) wird das Seminar sich ausgewählten Theaterstücken der Gegenwart widmen die aktuelle Entwicklungen in der Biomedizin wie Fortpflanzungstechnologien, Leihmutterschaft, Genforschung, Klonen etc. thematisieren. Dabei werden vor allem zwei Dinge auffallen, die für die Gender Studies von besonderem Interesse sind: 1. Das Theater arbeitet wie kaum eine andere Kunstform mit dem (geschlechtlich codierten) Körper. 2. Theaterstücke wie Rolf Hochhuths „Unbefleckte Empfängnis“, Carl Djerassis „Unbefleckt. Sex im Zeitalter der Reproduzierbarkeit“, Caryl Churchills/Falk Richters „Kopien“, Tatjana Reses „Blueprint. Duett für einen Zwilling“ und Igor Bauersimas „futur de luxe“ thematisieren aktuelle biomedizinische Entwicklungen im Rahmen von Familiengeschichten. Ob und inwiefern dies genau damit zusammenhängt, dass die soziale Bedeutung der neuen biomedizinischen Entwicklungen gerade im Kontext von Geschlechterverhältnissen, zwischenmenschlichen Beziehungen und Familienstrukturen sichtbar wird, und ob und inwiefern gerade das Theater einen Beitrag zu den aktuellen Bioethik- und Genderdebatten leisten kann, soll ein Ansatzpunkt der Auseinandersetzung sein. – Auf der Grundlage von Judith Butlers u.a. Gendertheorien soll gefragt werden: Wie zeigen gerade Theaterstücke über Biomedizin die Performativität und Inszenierung von Geschlecht? Welche Vorstellungen und Modelle von Weiblichkeit und Männlichkeit sind den Dramen inhärent? Legen die Dramentexte und/oder ihre Umsetzung in der Inszenierung Transgressionen und Störungen von Geschlechternormen und modellen nahe?

Literaturangaben

Zur Einführung: Jenny Schrödl: Gender Performance. In: Erika Fischer-Lichte/Doris Kolesch/Matthias Warstat (Hrsg.): Metzler Lexikon Theatertheorie. Stuttgart/Weimar 2005, S. 125-127; Elisabeth Frenzel: Der künstliche Mensch. In: Motive der Weltliteratur. Stuttgart 2008, S. 501-512.

Lehrende

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Fachzuordnungen

Modul Veranstaltung Leistungen  
23-LIT-M-LitPM2 Profilmodul II: Literatur, Kultur, Wissen Lehrveranstaltung 1 benotete Prüfungsleistung
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Lehrveranstaltung 2 Studienleistung
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23-LIT-M-LitPM3 Profilmodul III: Literatur und Medien Lehrveranstaltung 1 benotete Prüfungsleistung
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Lehrveranstaltung 2 Studienleistung
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30-M26 Fachmodul Geschlechterforschung und Geschlechterverhältnisse Einführung (Seminar 1) Studienleistung
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Vertiefung (Seminar 2) Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation
30-MGS-5 Hauptmodul 4: Körper und Gesundheit Seminar 1 Studienleistung
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Seminar 2 Studienleistung
benotete Prüfungsleistung
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Frauenstudien (Einschreibung bis SoSe 2015) Schwerpunkt I; Schwerpunkt II; Schwerpunkt III    
Gender Studies / Master (Einschreibung bis SoSe 2013) Hauptmodul 3   3 (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich)  
Geschlechterforschung in der Lehre    
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) Fachmodul (FM) Geschl   4 (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich)  

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Reichweite:
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Hinweise:
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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Donnerstag, 22. Oktober 2015 
Letzte Änderung Räume:
Donnerstag, 18. September 2014 
Art(en) / SWS
S / 2
Einrichtung
Fakultät für Soziologie
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