Die Idee, Kriminalprävention auf kommunaler Ebene zu betreiben, stößt in den letzten Jahren erneut verstärkt auf Interesse, auch wenn die strafrechtliche Intervention in den Augen der Öffentlichkeit und in der Kriminalpolitik trotz relativer Erfolglosigkeit immer noch sehr im Vordergrund steht. Kommunale Kriminalprävention ist sozialwissenschaftlich gut begründbar, hat vor allem den Vorteil, nicht nur den tatsächlichen und/oder potentiellen Täter als Adressaten von Maßnahmen, sondern den gesamten sozialen Kontext einer Gemeinde, in den sowohl potentielle direkte und indirekte Opfer, potentielle und tatsächliche Täter, Zeugen, aber auch Vertreter formeller Instanzen sozialer Kontrolle eingebettet sind, im Blick zu haben. Dabei umfasst das Bündel von Maßnahmen das ganze Spektrum von primärer, sekundärer bis tertiärer Prävention, auch wenn erstere durchaus im Vordergrund steht.
Die geplante Veranstaltung soll nach einer Vermittlung der Grundzüge der Idee der Kommunalen Kriminalprävention zunächst einmal ausgewählte Theorien abweichenden Verhaltens und sozialer Kontrolle, die die Grundlage dieser Ideen darstellen bzw. darstellen könnten, einige Arbeitsformen der Kommunalen Kriminalprävention (u.a. Community Policing, Kriminalpräventive Räte, Stadtplanung/Baugestaltung, Technoprävention, Videoüberwachung) analysieren, sich dann intensiver mit den Methoden, Ergebnissen und praktischen Anwendungsmöglichkeiten der Kriminalökologie auseinandersetzen und abschließend die Anwendung entsprechender Ideen auf ausgewählte Problemgruppen thematisieren.
Ablaufplan:
(1) 13.04.07: Vorbesprechung
(2) 20.04.07: Die Idee der Kommunalen Kriminalprävention
(3) 27.04.07: Die Theorie der Desorganisation und der gemeindlichen Kontrolle
a) Die Chicago-Tradition
b) Neuere Arbeiten Sampson/Groves
(4) 04.05.07: Furcht vor Kriminalität und ihre Folgen
(5) 11.05.07: Theorie der Routine-Aktivitäten und Hot Spots
(6) 25.05.07: Community Policing
a) Generelle Idee
b) Erfahrungen in USA
c) Deutsche Berichte
(7) 01.06.07: Kriminalpräventive Räte
(8) 15.06.07: Baugestaltung, städtebauliche Sanierung, Technoprävention
a) Baugestaltung (Defensible Space), Sanierung
b)Technoprävention (Sicherung von Gebäuden, Videoüberwachung
etc.)
(9) 22.06.07: Sozialökologie abweichenden Verhaltens I: Generelle Aspekte
a) Park/Burgess bzw. Shaw/McKay und die US-Forschung
(Voss/Petersen)
b) Methodische Probleme der ökologischen Analyse und ihre
Kontrolle
(10) 29.06.07: Sozialökologie abweichenden Verhaltens II: Deutsche Forschung
(Hellmer, Albrecht, Frehse, Schwindt, Oberwittler et. al etc.)
(11) 06.07.07: Praktische Schlußfolgerungen aus der kriminalökologischen
Forschung
(Feltes, Heinz, Schwindt etc.)
(12) 13.07.07: Spezielle Problemgruppen und Kommunale Kriminalprävention
a) Rechtsextreme Gewalt
b) Drogenprobleme und Kommunale Kriminalprävention
Interessenten für die Übernahme eines Referates werden gebeten, sich alsbald mit dem Veranstalter in Verbindung zu setzen.
Literaturauswahl:
Bannenberg, Britta/Coester, Marc/Marks, Erich, 2005: Kommunale Kriminalprävention Ausgewählte Beiträge des 9. Präventionstages (Stuttgart 17./18.Mai 2004). Mönchengladbach: Forum.
Dölling, D./Feltes, T./Heinz, W./Kury, H. (Hrsg.), 2003:Kommunale Kriminalprävention - Analysen und Perspektiven. Holzkirchen.
Dünkel, Frieder/Geng, Bernd, 2003: Jugendgewalt und Kriminalprävention. Empirische zur Gewaltprävention Jugendlicher in Greifswald und Usedom/Vorpommern und ihre Auswirkungen für die Kommunale Kriminalprävention. Mönchen Gladbach: Forum Verlag Godesberg.
Feltes, Thomas, 2000a: Kriminologische Regionalanalyse und Lagebilder als Datenbasis polizeilicher Bekämpfungskonzepte. S. 43-54 in: Stock, J./Büchler, H. (Hrsg.), Erfassung und Bewertung von Konzepten repressiver Kriminalitätskontrolle. Aschersleben.
Feltes, Thomas/Dreher, G., 1996: Kommunale Kriminalprävention in Theorie und Praxis - Das Modell Baden-Württemberg. S. 137-163 in: Kube, E./Schneider, H./Stock, J. (Hrsg.), Vereint gegen Kriminalität - Wege der kommunalen Kriminalprävention in Deutschland. Lübeck.
Heinz, Wolfgang, 1998: Kriminalprävention. Anmerkungen zu einer überfälligen Kurskorrektur der Kriminalpolitik. S. 17-59 in: Kerner, H.-J./Jehle, J.-M./Marks, E. (Hrsg.), Entwicklung der Kriminalprävention in Deutschland. Allgemeine Trends und bereichsspezifische Perspektiven. Godesberg.
Heinz, Wolfgang, 2005: Kommunale Kriminalprävention aus wissenschaftlicher Sicht. S. 9-30 in: Bannenberg, B./Coester, M./Marks, E. (Hrsg.), Kommunale Kriminalprävention. Ausgewählte Beiträge des 9. Präventionstages. Mönchengladbach: Stuttgart.
Schneider, Hans/Stock, Jürgen, 1995: Kriminalprävention vor Ort. Möglichkeiten und Grenzen einer von Bürgern getragenen regionalen Kriminalprävention unter besonderer Würdigung der Rolle der Polizei. Holzkirchen/Obb.: Felix.
Schneiders, Monika/Franke, Karen, 2006: Kommunale Kriminalprävention. Bausteine zur kommunalen Sicherheitsvorsorge. Wien: Verlag Dr. Müller.
Trenczek, Thomas/Pfeiffer, Hartmut, 1996: Kommunale Kriminalprävention. Bonn: Forum Verlag Godesberg.
van der Brink, Henning, 2005: Kommunale Kriminalprävention: Mehr Sicherheit für die Stadt? Eine qualitative Studie über Kommunale Präventionsgremien. Frankfurt am Main: Verlag für Polizeiwissenschaft Clemens Lorei.
Die geplante Veranstaltung setzt grundlegende Vertrautheit mit der Soziologie abweichenden Verhaltens und der sozialen Kontrolle voraus und ist insbesondere in den anwendungsbezogenen Teilen ohne methodisch-statistische Kompetenzen (u.a. der Faktorenanalyse, der Multiplen Regression und der Pfadanalyse) nur schwer zu absolvieren.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | ||||||
Politische Kommunikation / Master | (Einschreibung bis SoSe 2013) | 3.1 | |||||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe I | B1; B2 | Wahlpflicht | HS | ||||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe II | B1; B2 | Wahlpflicht | HS | ||||
Soziologie | Nebenfach | 2.2.1 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.2.1 | Wahlpflicht | HS |