220083 Historische Imagination als politische Waffe. Geschichte der Massenbildproduktion des 19. und 20. Jahrhundert (K) (WiSe 2005/2006)

In den letzten rund zwei Jahrzehnten hat die Geschichtswissenschaft sich intensiv damit befasst, wie die Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts mit historischen Imaginarien ihre jeweilige Gegenwarten konzipiert haben, wie Selbstbewusstsein und Fremdwahrnehmung von Individuen, Gruppen oder Nationen über Vergangenheitsentwürfe konstituiert wurde. Wenig Interesse haben dabei bislang die Verbreitungswege gefunden, auf denen historische Imaginarien zu kollektiven Phänomenen wurden. Kaum in Ansätzen ist erforscht, wie Bildwissen zu einem kollektiven Phänomen wird, auf welchem Bilderhorizont die zeit- und gesellschaftsspezifischen historischen Imaginarien jeweils beruhten, wie bestimmte Bilder in einen kollektiven Wissensbestand gerieten. Diesen Fragen geht die Veranstaltung nach.
Aus den Massenbildbeständen, die die historische Vorstellungswelt breiter Bevölkerungskreise ausgestattet haben, sind im letzten Semester illustrierte Nationalgeschichten untersucht worden. In diesem Semester geht es um einen seit ca. 1890 massenhaft verbreiteten Bildtyp: das Reklamesammelbild. Diese Sammelbilder warben für ein Produkt, Zigaretten oder Schuhcreme etwa, und transportierten zugleich auf attraktive Weise viele tausende verschiedene historische Motive.
Das Seminar wird sein Schwergewicht auf die Bebilderung der Vormoderne legen. Welche Themen bebildern die Sammelbilder, um sie in die deutschen Wohn- und Kinderzimmer zu transportieren? Wie verhält sich das Abbildungsreservoir zu dem anderer Medien, der Schulbücher zum Beispiel? Arbeitsgrundlage sind digitale Editionen der Sammelbilder.
Zur Einführung:
Bitte orientieren Sie sich an dem Material, das Sie in Familie oder Nachbarschaft vorfinden. Fast überall gibt es Sammelbilderalben! Haben Sie noch alte Sammelalben mit historischen Themen von Ihren Großeltern oder Eltern?

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Literaturangaben

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