Die letzten 20 Jahre können ohne Zweifel als die Ära der Identitätspolitiken betrachtet werden. Weltweit wird die politische Kommunikation durch Äußerungen kollektiver Akteure geprägt, die Anerkennung fordern, ¿korrekte¿ Selbstrepräsentationen verbreiten und kollektive Ansprüche anmelden. Identität wurde so zu einem wichtigen Fokus des politischen Kampfes. Diese sozialen Bewegungen suchen die exkludierten Identitäten an die Öffentlichkeit zu tragen, ihren Wert zu betonen und ihre politische Sprengkraft zu postulieren. Diese Aktionen haben teilweise zur Verfestigung kultureller Grenzziehungen, doch andererseits auch zu gegenläufigen Dynamiken beigetragen, die als Antwort auf Eindeutigkeit, Homogenisierung und Entmischung flexible Identitäten, ¿multiple belonging¿ und Grenzüberschreitungen betonen. -Dieses Seminar nimmt diese Prozesse in den Fokus. Dabei werden sowohl kultur- als auch sozialwissenschaftliche Perspektiven eingenommen und miteinander in Beziehung gebracht. Anvisiert sind unterschiedliche disziplinäre Zugänge ¿ Sozialanthropologie, Cultural studies, Soziologie, Literaturwissenschaft und politische Philosophie ¿ die miteinander konfrontiert und für multiperspektivische Analysen fruchtbar gemacht werden.
Im ersten thematischen Block geht es um die begrifflichen und konzeptuellen Klärungen und um das Nachzeichnen der wichtigsten Debatten der letzten 20 Jahre, in denen sich u.a. Konsensus herausgebildet hat, dass die soziale Theorie selbst zu einem Diskurs mit vielen Stimmen werden sollte (C. Calhoun). Im zweiten Block stehen die drammatis personnae im Vordergrund: insbesondere die Frauenaktivistinnen, die Homosexuellenbewegung(en), die ¿sichtbaren¿ Minderheiten und die ¿Indigenisten¿, aber auch wichtige Kontroversen, wie etwa die Orientalismus-Okkzidentalismus-Debatte. Nach einer Analyse wichtiger Fallstudien, durch welche die spezifischen Diskurse und Forderungen sowie die wichtigsten wissenschaftlichen Positionen kartographiert werden, widmet sich der dritte Block der Frage, wie die Identitätspolitiken die politischen Kommunikationsräume besetzen. Welche Visualisierungen und welche diskursiven Formeln erregen öffentliche Aufmerksamkeit? Lassen sich gemeinsame, auch aufeinander Bezug nehmende Strategien feststellen? Welche Strategien der Selbstdarstellung werden gewählt und welche Kompromisse sind notwendig, um sich massenmediale Aufmerksamkeit zu sichern? Im abschließenden Block widmet sich das Seminar den kritischen Perspektiven auf die Identitätspolitiken sowie der Frage nach ihrem Stellenwert in Zukunft.
BA-Studiengänge ab dem 5. Semester
Appiah, K.A. 2005. The Ethics of Identity. Princeton and Oxford: Oxford University Press.
Benhabib, S. 2002. The Claims of Culture. Equality and Diversity in the Global Era. Princeton and Oxford: Oxford University Press.
Calhoun, C. 1994. Social Theory and the Politics of Identity. Oxford: Blackwell.
Gilroy, P. 2004. Postcolonial melancholia. New York: Colimbui University Press.
Tilly, Ch. 2005. Identities, Boundaries and Social Ties. Boulder and Londinn: Paradigm Publishers.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2009) | 3.3b | 5. | ||||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe I | A1; B1; B3 | Wahlpflicht | HS | ||||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe II | A1; B1; B3 | Wahlpflicht | HS | ||||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.2.2 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie / Promotion | Graduierte |