220076 Individuum, Gesellschaft, Staat. Soziale Ordnungsvorstellungen und ihre Umsetzung seit dem 19. Jahrhundert (S) (WiSe 2022/2023)

„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ waren Schlagworte der Aufklärung und der Französischen Revolution im ausgehenden 18. Jahrhundert. Seitdem haben sich soziale Ordnungen grundlegend geändert. Aufkommende Nationalstaaten, Industrialisierung und Urbanisierung brachen Stände- und Feudalordnungen der Vormoderne auf. Doch das Versprechen der Aufklärung auf soziale und politische Teilhabe galt nicht für alle, sondern schloss bestimmte Bevölkerungsgruppen aus.
Die Grenzen von gesellschaftlicher Integration und Ausgrenzung waren jedoch nicht in Stein gemeißelt, sondern immer Gegenstand von Aushandlungsprozessen und -kämpfen, in deren Verlauf sich Ordnungsvorstellungen wandelten und ausgegrenzte Gruppen Rechte erhielten bzw. erkämpften oder diese verloren.

Im Seminar beschäftigten wir uns anhand von Fallbeispielen mit folgenden Fragen: Wie haben sich soziale Ordnungsvorstellungen und das Verhältnis von Individuum, Gesellschaft und Staat seit dem 19. Jahrhundert verändert? Wie sahen Prozesse von Integration und Ausgrenzung aus und welche Handlungsoptionen hatten einzelne Individuen und soziale Gruppen? Themen sind u.a.: Umgang mit „Kranken“ und „Gesunden“; Armut und soziale Ausgrenzung; Sklaverei, Rassismus und Apartheid; Frauen und Frauenrechte; Inklusion und Exklusion im Nationalsozialismus; Kalter Krieg und Nachkriegsordnung nach 1945. Die Schwerpunkte im Seminar können nach den Interessen der Teilnehmer*innen ausgerichtet werden.

Schwerpunkt des Seminars ist die Arbeit mit zeitgenössischen Quellen. Darunter fällt die (Online-)Recherche geeigneter Quellen, Quelleninterpretation und -kritik und historische Kontextualisierung mit Hilfe der Forschungsliteratur. Studienleistung wird u.a. die Präsentation und Diskussion einer selbst ausgewählten Quelle im Seminar sein.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft, als Vorbereitung auf die Seminarsitzungen die Sekundärliteratur und die Quellen zu lesen (z.T. in englischer Sprache)