In den 1940er und 50er Jahren formiert sich eine neue Wissenschaft von der Steuerung und Regelung komplexer Systeme: die Kybernetik. Als Wissenschaft mit universellem Anspruch untersucht sie analoge Prozesse in der Funktionsweise von Maschinen, Organismen und sozialen Organisationen. Ihre Denkfiguren verbreiten sich rasch über das gesamte disziplinäre Spektrum von der Biologie über die Rechtswissenschaft bis zur Pädagogik und finden sich heute in den neueren Entwicklungen von Systemtheorie, Informatik und Biokybernetik wieder. Darüber hinaus gibt es eine umfangreiche Rezeption in den Künsten und der Populärkultur.
Der Begriff Kybernetik leitet sich von dem griechischen Wort für Steuermann her, dessen lateinische Übersetzung gubernator lautet und als Government oder Gouvernement in den politischen Diskurs der Neuzeit eingeht (Norbert Wiener; André-Marie Ampère). Die von der Antike bis zur Gegenwart reichende metaphorische und begriffsgeschichtliche Verflechtung zwischen Technik, Seefahrt und Regierungskunst verweist auf die politische Dimension der Kybernetik, die im Rahmen des Seminars im Mittelpunkt steht. Die kybernetischen Konzepte von zirkulärer Kausalität, Feedback und Selbstorganisation untergraben die klassischen Vorstellungen von Souveränität und Repräsentation und stellen die Frage nach der Form von Gesellschaft.
In der literarischen Rezeption der Kybernetik bei Autoren wie Oswald Wiener, Rainald Goetz und Botho Strauß ist die Form von Gesellschaft unmittelbar verknüpft mit der Form von Literatur. Technik, Politik und Sprache gehen eine Verbindung ein, in der sich die Affirmation von oder Kritik an Gesellschaft in poetologischen Programmen artikuliert, die sich Konzepte der Kybernetik anverwandeln.
Interesse an der Schnittstelle zwischen Technik, Politik und Literatur; hilfreich sind Kenntnisse in der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts und im Umgang mit philosophischen Texten
Zur Einführung
Katherine Hayles: How We Became Posthuman (1999)
Claus Pias: Das Zeitalter der Kybernetik. Eine Einstimmung (2004)
Joseph Vogl: Regierung und Regelkreis. Historisches Vorspiel (2004)
Literatur
Oswald Wiener: die verbesserung von mitteleuropa (1969)
Hans Magnus Enzensberger: Baukasten zu einer Theorie der Medien (1970)
Rainald Goetz: Kontrolliert (1987)
Botho Strauß: Beginnlosigkeit (1992)
Falk Richter: Unter Eis (2004)
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Germanistik / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerP2S | 2/5 | |||
Germanistik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerP2S | 2/5 | ||||
Germanistik (GHR) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerP2S | 2/5 |
Anforderungen für die regelmäßige und aktive Teilnahme (2 LP):
Impulsreferat
Zusätzliche Anforderungen für eine benotete Einzelleistung (5 LP):
Verfassen einer schriftlichen Hausarbeit im Umfang von 10 bis 15 Seiten.