In den letzten Jahren sind Ansätze, die soziale policies oder sozialpolitische Institutionen auf den Einfluss von Ideen, Wissen und/oder Diskursen zurückführen, populär geworden. Dennoch existieren noch immer viele Kontroversen hinsichtlich des Stellenwerts von Ideen, Wissen und Diskursen in der Sozialpolitik. Während einige von einer interpretativen, argumentativen oder diskursiven "Wende" in der Sozialpolitikforschung sprechen, werden die jeweiligen Konzepte von Idee, Wissen und Diskurs unterschiedlich interpretiert. Ihre Gemeinsamkeit finden die Ansätze in einer generellen Ablehnung solcher Erklärungsmuster politischer Entwicklungen, die Politikverläufe rein aus Nutzenmaximierung beteiligter Akteure oder rationaler Problemlösung erklären. Stattdessen werden politische Prozesse als sprachlich vermittelt und geprägt betrachtet, und als Interpretationsprozesse oder -kämpfe verstanden. Dahinterliegende Paradigmen reichen von einem Verständnis, dass sich Politik durch Sprache ausdrückt, bis hin zum Verständnis, dass Sprache selbst Realitäten konstruiert. Ideen, Wissen und Diskurse stehen dabei für unterschiedliche Akzentuierungen, und die dazugehörigen Ansätze sollen im Seminar überblickshaft betrachtet und miteinander verglichen sowie kritisch hinterfragt werden. Dies umfasst gängige politikwissenschaftliche und soziologische Ansätze auf Sozialpolitik, wie Theorien aus der institutionalistischen Tradition der Politikwissenschaften, aber auch soziologische Diskursanalysen und verwandte Ansätze, wie etwa zur Konstruktion und Karriere sozialer Probleme.
In exemplarisch betrachteten empirischen Fällen aus dem Politikfeld Sozialpolitik werden wir rekonstruieren, welche konkrete Rolle Ideen, Wissen und Diskurse spielen, etwa in der Legitimation sozialer Politik, als Arena politischer Kämpfe um Bedeutungen und/oder als basale Wissensgrundlage politischer Akteure. Insbesondere im Hinblick auf konkrete empirische Fallauswahlen ist es u.U. möglich, Schwerpunktvorschläge von Studierenden zu berücksichtigen (unter der Voraussetzung existierender und geeigneter Literatur).
Ziele des Seminars:
• verschiedene theoretische Perspektiven auf Ideen, Wissen und Diskurse in der Sozialpolitik zu unterscheiden lernen und kritisch zu hinterfragen (dabei werden die Perspektiven an ausgewählten empirischen Fällen aus der nationalen wie globalen Sozialpolitik veranschaulicht)
• im Rahmen eines Workshops, in dem das Gelernte aktiv an einem empirischen Fall anzuwenden ist, die aktive Auseinandersetzung mit den theoretischen Perspektiven zu üben
Arbeitsformen:
• Vorträge des Lehrenden
• Diskussionen im Seminar
• Gruppenarbeiten
• evtl. Referate Studierender (wenn Teil von Prüfungsleistungen)
• Workshopsitzung (s.o.)
Das Seminar greift auf soziologische wie politikwissenschaftliche Literatur zurück. Teilweise wird die Seminarliteratur auch auf englischer Sprache sein.
Voraussetzungen sind:
• ein Grundinteresse an Theorie
• aktive Beteiligung am Seminar
• die Bereitschaft, sich auch mit englischsprachigen Texten auseinanderzusetzen
Es wird empfohlen, erste Seminare zu soziologischen oder politikwissenschaftlichen Grundlagen bereits belegt zu haben, ansonsten sind keine besonderen Vorkenntnisse notwendig.
Literaturangaben (auch weiterführende) folgen mit dem Seminarplan in der ersten Sitzung.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M24 Fachmodul Arbeit, Wirtschaft, Sozialpolitik I | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 oder Vorlesung mit Übungsanteil | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studienleistung (4 LP):
• Regelmäßige Teilnahme
• Lesen der Pflichtlektüre zu jeder Sitzung
• Zu einer Sitzung eine nicht-triviale Frage stellen und eine weiterführende Hypothese aufstellen
• Workshop: Studierende wenden ausgewählte Inhalte der Lehrveranstaltung konkret auf einen empirischen Fall der Sozialpolitik ihrer Wahl an; hierzu muss jede/r Studierende bereit sein, ihren/seinen Fall in einer kurzen Präsentation vorzustellen (~5-15 Minuten pro Teilnehmer)
Prüfungsleistung (2 LP):
• Referat mit Präsentation und Ausarbeitung
• Hausarbeit
• Mündliche Prüfung
Gruppenarbeiten an Prüfungsleistungen sind prinzipiell möglich (i.d.R. max. 2 Personen).
Zu Referaten und Hausarbeiten sollte eine vorherige Absprache mit dem Seminarleiter erfolgen.
In der letzten Sitzung werden geplante schriftliche Arbeiten gemeinsam diskutiert, sodass Studierende gegenseitig von Feedback profitieren können.