„In Organisationen tobt das Leben!“, haben die Organisationsforscher Willi Küpper und Günther Ortmann einmal geschrieben – wohl auch, um ihre Kolleginnen und Kollegen zu ermutigen, diese ‚Mikroprozesse‘ genauer unter die Lupe zu nehmen. Klar ist einiges los, wenn Menschen in Organisationen aufeinander treffen, „warum sollte das nicht so sein?“, ist man geneigt zu fragen. So trivial ist die Feststellung der beiden Autoren aber gar nicht gemeint, vor allem dann nicht, wenn man eine Prämisse zugrundelegt, die z.B. in der von Howard Aldrich treffend formulierten Frage „Why do people do things inside organizations that they were never do, on their own, outside the organizational context?“ steckt. Ist das so? Treffen sich Menschen in Organisationen anders als außerhalb? Wie macht sich denn dann ‚Organisiertheit‘ in Interaktionen bemerkbar? Diese Fragen werden wir in der Studiengruppe an von Ihnen gewählten Beispielen untersuchen. Sie gründen dafür kleine Forscherteams, entwickeln einen Projektplan und machen eine Feldstudie, deren Ergebnisse Sie in einem Projektbericht zusammenfassen.
Das Feld ist vielfältig. Zu denken ist an Universitätsseminare, Vereinsabende, Parteitage, Vorstandssitzungen, Aufnahmegespräche im Krankenhaus, Therapiesitzungen in geschlossenen Einrichtungen, Beichten, aber auch an Interaktionen, die wir nicht sofort in eine Kategorie pressen können, wie Begegnungen zwischen Chefin und Bodenpfleger auf dem Büroflur, das ‚Abchecken‘ zwischen Häftlingen oder das träge Herumsitzen von zwei Baristas, während sie auf den nächsten Kunden der mehr schlecht als recht gehenden Kaffeebar warten, in der sie arbeiten.
Gleichzeitig hat es der Gegenstandsbereich aber auch in sich. Denn Organisationen sträuben sich in der Regel gegen ihre Erforschung, wie Sven Kette es ausdrückt. Sie sind meistens nicht dafür konzipiert, einem dahergelaufenen Publikum einen Blick auf ihre inneren Prozesse zu gestatten. Wir werden uns hier also passende Forschungsstrategien überlegen müssen!
Notwendige Teilnahmevoraussetzungen:
- Grundkenntnisse in Allgemeiner Soziologie
- Grundkenntnisse ethnografischer Forschungsmethoden
Empfohlene Teilnahmevoraussetzungen:
- Lesebereitschaft
- Kreativität
- Aufgeschlossenheit für die Argumente anderer
Platzvergabeverfahren:
Die Studiengruppe ist aus didaktischen und forschungspraktischen Gründen teilnahmebeschränkt. Plätze werden nur an Kommilitoninnen und Kommilitonen vergeben, die bis zum 05.10.2012 eine gut geschriebene und durchgearbeitete DIN A4-Seite (Times New Roman, 12pt, einzeilig – oder äquivalentes Format) einreichen, auf der sie zwei Fragen bearbeiten:
Erstens: Welche typischen Interaktionen, die sich regelmäßig in einer Ihnen bekannten und idealerweise auch zugänglichen Organisation ereignen, möchten Sie gerne einmal genauer analysieren? Skizzieren Sie diese „Kommunikationen unter Anwesenden“ bitte kurz und verständlich.
Zweitens: Was finden Sie an den von Ihnen gewählten Interaktionen genau ‚untersuchenswert‘? Anders formuliert: Was ist, vorausgesetzt Sie haben eine soziologische Brille auf, an dem Aufeinandertreffen der Beteiligten eigentlich so erstaunlich, dass sich eine Untersuchung lohnen könnte?
Bitte schicken Sie mir Ihr Papier als PDF (!) an thomas.hoebel@uni-bielefeld.de.
Goffman, Erving. 2003. Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag. München; Zürich: Piper.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Soziologie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kernfach | SG | 2 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) |
Neben regelmäßiger körperlicher und geistiger Anwesenheit bei den Projektsitzungen, der Lektüre der erforderlichen Literatur zu jeder Sitzung und kleineren Übungen erhalten Sie die möglichen Leistungspunkte, wenn Sie sich aktiv in einem Forschungsteam engagieren und einen Forschungsbericht im Umfang einer Hausarbeit verfassen.