220151 Zwischen interesselosem Wohlgefallen und überwältigender Wirkmacht. Das Erhabene vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart (S) (SoSe 2012)

Kaum eine ästhetische Kategorie ist so sehr in die Frage nach der ‚Macht‘ von Bildern und Kunstwerken verstrickt wie der Begriff des Erhabenen. Das Erhabene kann eine außergewöhnlich starke wirkungsästhetische Qualität bezeichnen, rührt aber zugleich auch an die Grenzen des Darstellbaren, da das Maßlose, schlechthin Unbegrenzte oder Übermächtige die sinnliche Auffassung und die menschliche Einbildungskraft überfordert. Obwohl das Erhabene als ästhetische Erfahrung – zumindest in der wirkmächtigen kantischen Tradition – keinen außerästhetischen Zwecken unterliegen darf, weisen erhabene Kunst- und Bauwerke nicht selten eine auffällige Nähe zu bestimmten politischen Programmen und nationalen Diskursen auf (Revolutionsarchitektur, the American Sublime, faschistische Architektur und Bildkünste etc.). Das Seminar soll beiden Aspekten nachgehen: den politischen Instrumentalisierungen des Erhabenen ebenso wie dem Problem, dass sich das Erhabene künstlerischen Darstellungsformen immer wieder zu entziehen scheint. Zu diesem Zweck ist die wechselhafte Konjunktur des Erhabenen im Spannungsfeld von theoretischen Bestimmungen und künstlerischen Aneignungen nachzuzeichnen. In exemplarischen Analysen wird zu prüfen sein, welche Relevanz dem Sublimen für die Kunst seit dem 18. Jahrhundert zugekommen ist.

Literaturangaben

Johannes Grave, Das Erhabene, in: Ulrich Pfisterer (Hg.), Metzler Lexikon Kunstwissenschaft. Ideen, Methoden, Begriffe, 2. erw. Aufl., Stuttgart 2011, S. 113-117. (mit weiterer Literatur).
Simon Morley (Hg.), The Sublime (Whitechapel Documents of Contemporary Art), Cambridge (Mass.) 2010.
Christine Pries (Hg.), Das Erhabene. Zwischen Grenzerfahrung und Größenwahn, Weinheim 1989.
Philip Shaw, The Sublime, London 2006.