„What is love? We all wish to have the answer to one of the most universal, mysterious, and all-permeating phenomena on this planet.“ So formulierte es die slovenische Philosophin Katarina Majerhold 2012 in einem Online-Beitrag zur Internet Encyclopedia of Philosophy. An der Universität Bielefeld hatte sich schon viele Jahre zuvor der berühmte Soziologe Niklas Luhmann mit dieser Frage auseinandergesetzt und folgende Antwort gegeben: „Liebe ist kein Gefühl, sondern eine Kodierung von Intimität“. Dieser fast schon klassische Satz aus seiner Schrift „Liebe als Passion“ (1982) wirkt nach wie vor ernüchternd. Luhmann führte in seinem Buch aus, dass die Erscheinungsformen der Liebe den Mustern der jeweiligen Epoche folgen, in der sie stattfindet, und die jede und jeder Liebende erlernt.
Die Geschichte der Gefühle, der Liebe und ihrer Macht ist spätestens seit der Publikation „Vergängliche Gefühle“ (2013) von Ute Frevert, eine der renommiertesten Historikerinnen Bielefelder Provenienz, auch in der Historiker*innenzunft wieder auf der Tagesordnung. Ute Frevert bestätigt im Grunde Luhmanns Thesen, nimmt ihnen allerdings die fast schon unerbittliche Schärfe. Und bezeichnet die Liebe in ihrem Buch „Mächtige Gefühle“ (2020) weiterhin als eines der stärksten Gefühle.
In diesem Seminar soll zunächst die Art und Weise der „Verarbeitung“ des Gefühls Liebe im psychischen System und ihre Funktion im sozialen System mit Hilfe der genannten Schriften und weiterer untersucht und diskutiert werden. Ausgehend davon kann sich sodann ein epochenübergreifender „Durchmarsch“ anschließen. Denn die Beschreibung der zahllosen Spielarten der Liebe (zwischenmenschlich, körperlich, platonisch, religiös, von Mensch zu Tier, zu Landschaften, zu Bäumen oder Pflanzen, zur Kunst etc.) in den verschiedensten Kulturkreisen von der Antike bis zur Gegenwart bietet (Public-) Historians ein reiches Betätigungsfeld: immerhin wurden doch wegen diverser Ausformungen der Liebe Kriege geführt, Länder und ihre Bevölkerungen unterjocht, Menschen ermordet, hingerichtet, verletzt oder gefoltert. Demgegenüber schufen Künstler*innen unter dem Einfluss des erwähnten Hochgefühls einige der größten Kunstwerke der Menschheit. Im Übrigen gilt: Wer sich mit der Geschichte der Liebe, dem wohl „beliebtesten“ Gefühl weltweit, befasst und dieses beschreibt, darf sich der Aufmerksamkeit seiner Adressat*innen sicher sein!
Vielleicht können dann, am Ende des Seminars und nach all diesen Betrachtungen, neue Antworten auf die eingangs gestellte Frage „What is love?“ zumindest versucht werden.
André Kieserling (Hrsg.), Niklas Luhmann: Liebe. Eine Übung, Frankfurt am Main 2008.
Alexander Kluge: Chronik der Gefühle. Band 1. Basisgeschichten, Frankfurt am Main 2004.
Alexander Kluge: Das Labyrinth der zärtlichen Kraft: 166 Liebesgeschichten, Frankfurt am Main 2009.
Julia Kristeva: Geschichten von der Liebe, Frankfurt am Main 1989.
Niklas Luhmann: Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität, Frankfurt am Main 1982.
Niklas Luhmann – 1994 – Der Liebesbeweis (Beobachtung zweiter Ordnung). Interview mit Alexander Kluge, https://www.youtube.com/watch?v=l4WWpVxhC3I&t=43s
Katarina Majerhold: History of Love (2012), in: Internet Encyclopedia of Philosophy. https://iep.utm.edu/love-his/
Bernhard Rathmayr: Geschichte der Liebe: Wandlungen der Geschlechterbeziehungen in der abendländischen Kultur, Paderborn 2016.
Ernst A. Schmidt: Das süßbittre Tier. Liebe in Dichtung und Philosophie der Antike, Frankfurt am Main 2016.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Do | 14-16 | X-E0-209 | 11.10.2021-04.02.2022
nicht am: 30.12.21 / 06.01.22 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-2.5 Modul Geschichte und Öffentlichkeit | Übung Geschichte und Öffentlichkeit | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
30-MGS-5_ver1 Hauptmodul 4: Körper und Gesundheit | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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