300222 Über Sex sprechen. Sexualität als Gegenstand wissenschaftlicher Forschung (S) (SoSe 2012)

In diesem Seminar geht es um Sexualität als Gegenstand wissenschaftlicher Diskurse. Was ist Sexualität? Und wie lässt sich ein so intimer und persönlicher Gegenstand untersuchen? Diese beiden Fragen stehen im Zentrum unserer Beschäftigung mit Texten aus der Soziologie und der Queer Theory. Die Soziologie als empirische Wissenschaft muss die Existenz der zu untersuchenden Phänomene (z.B. Frauen und Männer) voraussetzen, um sie überhaupt untersuchen zu können. Ihr Ziel ist zuallererst, diese zu verstehen. Im Unterschied dazu stellt die Queer Theory vor allem die Kontingenz der sozialen Ordnung und den Aspekt des Politischen in den Vordergrund und hinterfragt kritisch die Voraussetzungen, die wir immer schon machen, wenn wir über „Männer“ und „Frauen“ – und eben auch „Sexualität“ – forschen. Ziel der Lektüre exemplarischer Texte aus der empirischen Sozialforschung und der Queer Theory soll sein, mögliche Verbindungen zwischen diesen beiden Wissenschaftsgebieten zu entwickeln und damit die methodischen Herausforderungen der Erforschung von Sexualität neu zu beantworten. Gemäß des Slogans der Frauenbewegung „Das Private ist politisch“ wird dabei das Augenmerk besonders auf Machtstrukturen, Reglementierungen und Ausschlüsse gelenkt, die das Feld der Sexualität strukturieren.

Literaturangaben

Giddens, Anthony (1995): Soziologie. Wien, Graz. Darin: „Kapitel 6: Geschlecht und Sexualität“, S. 176-225.
Rubin, Gayle S. (2003): Sex denken. Anmerkungen zu einer radikalen Theorie der sexuellen Politik. In: Kraß, Andreas (Hrsg.): Queer Studies. Frankfurt/Main, S. 31-79.
Foucault, Michel (1977): Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1. Frankfurt/Main. Darin: Vorwort (S. S.7-9), I. Wir Viktorianer (S. 7-23), III. Scientia Sexualis (S. 69-93).
Kinsey, Alfred C. u.a. (1967): Das sexuelle Verhalten des Mannes, Berlin, Frankfurt/Main. Darin: 2. Die Befragung, S. 22 – 52.