300210 Liberale Werte, failed states und politische Autorität (S) (SoSe 2012)

Inhalt, Kommentar

In der Veranstaltung geht es um die komparative Autorität, die internationale Organisationen im Kontext von „state-building“ ausüben. Die soziale Ordnung gescheiterter Staaten (Somalia, Ruanda usw. usf.) wird routinemäßig verglichen mit liberalen Institutionen wie Demokratie und Marktwirtschaft, die als globale Standards gewertet werden, an die gestörte Sozialordnungen (Fernando Téson) – und assoziierte Identitäten (Mary Kaldor) – sich anpassen sollen. Es ist dieser Vergleich mit einer effektiven normativen Ordnung (liberaler Institutionen), der Identitäten und die sie stützenden Strukturen abwertet und die Autorität des liberalen Regimes sichert. Diese Abwertung etabliert sich selbst in Routineoperationen von militärischen, administrativen, wirtschaftlichen und politischen Organisationen, die etwa „humanitäre Interventionen“ betreiben (Martha Finnemore). Die latenten Kriterien, die diesen Vergleich instruieren, sind universalistisch interpretierte Menschenrechte und mit ihnen verbundene Vorstellungen von Demokratie und Marktwirtschaft (Michael Walzer). Diese Kriterien universalisieren sich gleichsam von selbst: Über menschenrechtliche Begründungen staatlicher Ordung hinaus gibt es keine Alternative (s. nur Jürgen Habermas). Allerdings werden nicht nur diejenigen, die dem Vergleich ausgesetzt werden, in ihrer Autorität relativiert, sondern auch die, die ihn durchführen: Vergleich produziert Kontingenz für beide Seiten, dies allerdings ungleich (Michael Barnett/Martha Finnemore).
Die Durchsetzung liberaler Institutionen stößt deshalb auf (große) Hindernisse durch ethnische und religiöse Identitäten (afrikanische „Staaten“, Kosovo, Bosnien, Irak, Afghanistan), die anders vergleichen. Vergleiche „als Kultur“ (Luhmann) der modernen Weltgesellschaft können die liberalen Prämissen (säkularer Individualismus) des Vergleichs gescheiterter Staaten dekonstruieren. Nicht nur der islamistische Terrorismus, sondern auch moderate Regime – etwa Indonesien oder entstehende Staaten im Kontext der „Arabellion“ – vergleichen eine durch Religiosität geprägte Welt mit einer säkularen Welt, deren Autorität sie durch den Vergleich relativieren, wenn nicht bestreiten (Ole Waever, Charles Taylor, Mark Juergensmeyer). Neben „failed states“ und mehr oder minder moderaten staatlichen Regimen reproduzieren auch muslimische Migranten diesen Vergleich mit immer auch destruktiven Folgen für die politische Autorität liberaler Inklusionsordnungen („Islamkritik“) – jedenfalls in der Welt ethnisch-religiöser Differenz.
Ziel der Veranstaltung ist es, Verständnis für den Zusammenhang von Vergleich und Autorität sowie die „Kritik“ am westlichen Vergleichsmuster zu wecken.

Literaturangaben

Japp, K.P., 2006: Terrorismus als Konfliktsystem, in: Soziale Systeme. Zeitschrift für soziologische Theorie 12, 1: 6- 32
Juergensmeyer, M., 2009: Die Globalisierung religiöser Gewalt. Von christlichen Milizen bis al-Qaida, Hamburg: Hamburger Edition

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Fachzuordnungen

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Politische Kommunikation / Master (Einschreibung bis SoSe 2013) 3.1 Wahlpflicht 3 (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich)  
Soziologie / Master (Einschreibung bis SoSe 2012) Modul 3.2   3 (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich)  

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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Donnerstag, 26. September 2013 
Letzte Änderung Räume:
Montag, 5. März 2012 
Art(en) / SWS
Seminar (S) / 2
Einrichtung
Fakultät für Soziologie
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