230071 Mystik in Mittelalter und Früher Neuzeit. Mit einem Ausblick in die Moderne. (BS) (WiSe 2021/2022)

Inhalt, Kommentar

Was wird heute nicht alles als 'mystisch' bezeichnet! Und wer verstünde nicht 'irgendetwas Geheimnisvolles'unter dem Begriff 'Mystik'! Keiner der mittelalterlichen Mystiker hat eine so reiche und komplexe, bis in das 20. Jahrhundert hinein reichende Rezeptionsgeschichte wie Meister Eckhart: Grund genug, einmal auf die Texte selbst zurückzugehen.
Die Textgeschichte der lateinischen und vor allem der (mittelhoch-)deutschen Schriften Meister Eckharts, die sämtlich im Rahmen seiner Lehr- und Predigttätigkeit im Dominikanerorden in der Zeit um 1300 entstanden sind, ist auf engste mit der Religions- und Geistesgeschichte des deutschen Sprachgebiets verbunden. Obwohl sie – bis auf die ‚Rede der unterscheidunge‘ – durchweg anonym oder unter anderen Verfassersignaturen überliefert wurden, waren die Texte doch stets Gegenstand von Auseinandersetzungen, die sich an der Person des Urhebers entzündeten. War er für Heinrich Seuse „der selig meister Eghart“, verurteilte Papst Johannes XXII. im Jahr 1329 (‚In agro dominico‘) einige Punkte seiner Lehre als häretisch. Sah Nikolaus von Kues in ihm einen Geistesverwandten, polemisierten die Vertreter der spätmittelalterlichen religiösen Erneuerungsbewegung der Devotio moderna heftig gegen ihn und gegen sein vermeintlich pantheistisches Weltbild. Sind seine Ideen vom ‚Seelengrund‘, von der ‚Gelassenheit‘ oder von der ‚Gottesgeburt im Herzen‘ Herausforderungen für christliche Mystiker aller Konfessionen und Zeiten, bestreitet man zugleich immer wieder, es hier überhaupt mit Mystik zu tun zu haben; man stuft Eckhart dann als normalen Scholastiker ein oder feiert ihn – nicht nur der Nazizeit – als ‚Deutschen Philosophen‘. Ob Martin Luther bei seiner folgenreichen Kritik an der ‚Werkgerechtigkeit‘ Gedanken und Formulierungen von Eckhart im Sinn haben konnte (z.B. „wan diu werk enheiligent uns niht, sunder wir suln diu werk heiligen“), lässt sich bei der schwierigen Überlieferungslage der Texte nicht endgültig klären.
Erst mit der Kritischen Gesamtausgabe (‚Die deutschen und lateinischen Werke‘, seit 1936, heute fast vollständig) liegt das Œuvre Eckharts nun überschaubar vor. Im Seminar sollen ausgewählte Textstellen daraus im Original gemeinsam gelesen, übersetzt und kommentiert werden. Dabei kann die zweibändige Auswahlausgabe von Niklaus Largier aus dem Deutschen Klassiker Verlag, die auch im Taschenbuch vorliegt, eine gute Grundlage sein.
Die mittelalterliche Mystik wird also den Ausgangspunkt des Seminars bilden. Dann wollen wir uns aber auch mit dem 16./17. Jahrhundert befassen und schließlich mit dem Wiederaufleben um und nach 1900.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Das Seminar findet als Blockseminar auf der Burg Bacharach am Rhein statt, eine der schönsten Jugendherbergen in Deutschland, direkt nach Veranstaltungsschluss, von Sa., 5.2.,bis Sa., 12.2.2022. Es wird mit vier Stunden angerechnet. Sie können das Seminar also nach Bedarf und Öffnung einplanen.

Also: Der Block findet in Präsenz statt, die Vorbesprechung, zu der wir dann einladen, online und synchron.

Das Seminar war für Sommer 2020 bereits geplant und musste ween Corona verschoben werden. Jetzt sollte es aber klappen. Es wird auf jeden Fall als Präsenzseminar durchgeführt. Sollte das nicht möglich sein, werden wir verschieben.
Bedingung ist natürlich: komplette Teilnahme, auch Teilnahme an den verschiedenen Exkursionen (Kloster Eberbach, Hildegardis-Kloster Rüdesheim, Hildegard-Ausstellung in Bingen - Museum am Strom, Maria Laach). Wir wollen damit auch ein wenig vom Corona-bedingten Exkursionsstau abarbeiten.
Eigene Anreise und Abreise (man kann fast die ganze Strecke mit dem NRW-Ticket machen!).
Die Fakultät unterstützt unsere Veranstaltung dankesnwerterweise sehr großzügig, so dass die finanziellen Belastungen für Sie nicht sehr hoch werden.

Literaturangaben

Textgrundlage:

Meister Eckhart, Werke, hg. v. Niklaus Largier, 2 Bde. (= Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch. 24 u. 25), Frankfurt a.M. 2008. ISBN 978-3-618-68024-6 u. 978-3-618-68025-3.

Zur ersten Information:
Uta Störmer-Caysa, Einführung in die mittelalterliche Mystik (= Reclams Universal-Bibliothek. 17646), Stuttgart 2004.

Zum philosophisch-theologischen Kontext:
Otto Langer, Christliche Mystik im Mittelalter. Mystik und Rationalisierung - Stationen eines Konflikts, Darmstadt 2004.

Zu späteren Entwicklungen:
Martina Wagner-Egelhaaf, Mystik der Moderne. Die visionäre Ästhetik der deutschen Literatur im 20. Jahrhundert, Stuttgart 1989.
Uwe Spörl, Gottlose Mystik in der deutschen Literatur um die Jahrhundertwende, Paderborn 1997.

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Probleme der Allgemeinen Literaturwissenschaft Studienleistung
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Seminar mit Lektüreschwerpunkt Studienleistung
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23-LIT-LitP4 Kulturwissenschaft (Kulturtheorie) Kultur und Text: Exemplarische Analysen Studienleistung
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23-LIT-LitP7 Deutschsprachige Literatur Deutschsprachige Literatur: Epochen und Strukturen Studienleistung
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Übernahme einer Moderation; Festlegungen in einer Vorbesprechung.

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Mittwoch, 2. Februar 2022 
Letzte Änderung Zeiten:
Donnerstag, 4. November 2021 
Letzte Änderung Räume:
Donnerstag, 4. November 2021 
Art(en) / SWS
Blockseminar (BS) / 4
Einrichtung
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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