Der Begriff der Banlieue bezeichnet nicht nur die in den letzten Jahrzehnten an den Rändern der großen französischen Städte (v.a. Paris, Lyon und Marseille) entstandenen Hochhaus- und Plattenbausiedlungen, er ist darüber hinaus zu einem Synonym für die Trostlosigkeit des Alltags und der Perspektivlosigkeit ihrer Bewohner geworden. Wer hier lebt, gehört in der Regel zu den Verlierern der Gesellschaft: die Arbeitslosigkeit liegt bei über 20%, der Anteil an Immigranten (v.a. aus dem Maghreb und Schwarzafrika) ist überproportional hoch, die Kriminalität allgegenwärtig. Die französische Regierung ist weit davon entfernt, die sozialen Probleme in den Griff zu bekommen oder gar die Lebensbedingungen und Zukunftschancen der Banlieue-Bewohner zu verbessern.
Dennoch hat sich gerade dort in den letzten Jahren eine kulturelle Szene etabliert, die inzwischen weit über die Banlieue selbst hinaus Beachtung findet. Ihre Anfänge liegen in den 80er Jahren, als die so genannte génération beur – die Kinder der ersten (hauptsächlich maghrebinischen) Einwanderergeneration – das Wort ergriff, um ihr Leben und ihre Lebensbedingungen in Texten, Filmen und Liedern zu beschreiben. Texte wie Le gone du Chaâba (1986) von Azouz Begag oder Le thé au harem d’Archi Ahmed (1983) von Mehdi Charef und ihre Verfilmungen sind längst zu Klassikern des roman bzw. des film beur avanciert.
Aktuell lässt sich so etwas wie ein regelrechter Banlieue-Boom konstatieren: Texte (und Filme) über das Leben in den tristen Satellitenstädten stoßen beim (bürgerlichen) Publikum derzeit auf großes Interesse, renommierte Verlage nehmen Banlieue-Autoren in ihr Programm auf, nicht wenige Texte (und auch Filme) werden preisgekrönt.
Ziel des Seminars wird sein, die Entwicklung von der littérature beur hin zu einer littérature de cité oder de banlieue, wie sie inzwischen mehrheitlich bezeichnet wird (gleiches gilt für den Film), nachzuzeichnen. In diesem Zusammenhang werden wir versuchen, die französische Banlieue (unter Einbeziehung des historischen Kontextes) als einen dezidiert sozio-kulturellen Raum fassbar zu machen, zum anderen werden wir uns ausführlich mit der Repräsentation der Banlieue in Texten und Filmen der letzten Jahrzehnte beschäftigen.
Die Text- und Filmauswahl wird zu Beginn des Semesters bekanntgegeben.
Da die Veranstaltung auch für den BA Literaturwissenschaft geöffnet ist, werden wir die Texte u.U. (auch) in der deutschen Übersetzung lesen. Wünschenswert sind dennoch zumindest Grundkenntnisse der französischen Sprache.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-ROM-B3-F Profilmodul Literaturwissenschaft Französisch | Literatur im kulturellen Kontext | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Literaturwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | BaLitP6 | 2/4/6 | |||
Romanische Kulturen: Sprache, Literatur, Geschichte / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | BaRKF2; BaRK5b |
Voraussetzung zur Vergabe von Leistungspunkten ist eine regelmäßige und aktive Teilnahme, zu der auch die Übernahme eines Referates (15-20 Min) gehört. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, eine Hausarbeit (modulbezogene benotete Einzelleistung) zu schreiben.