250023 Bildung, Erziehung und Gesellschaftkritik in der Kritischen Theorie Adornos. Ein Lektürekurs. (S) (WiSe 2011/2012)

Inhalt, Kommentar

Theodor W. Adorno (1903-1969), einer der Begründer und Hauptvertreter der Kritischen Theorie der sogenannten Frankfurter Schule, hat immer wieder im Rahmen seiner kritischen Gesellschaftsanalyse Überlegungen und Reflexionen zur Dialektik von Bildung und Erziehung formuliert. Besonderer Bekanntheit erfreuen sich in der Pädagogik seine Radiogespräche und Vorträge, in denen er die Widersprüche, Chancen und Grenzen von Erziehung diskutierte. Andreas Gruschka allerdings hat in den letzten Jahren die unmittelbare pädagogische Indienstnahme von Adornos Radiogesprächen als unangemessen kritisiert und dafür andere Aspekte der Adornoschen Theorie in die Erziehungswissenschaft aufgenommen: vor allem den Begriff der "bürgerlichen Kälte". Zudem versuchte Alfred Schäfer, auch die schwerer zugängliche "Theorie der Halbbildung" in die pädagogische Debatte zu überführen. Sie befasst sich mit der Unmöglichkeit von Bildung durch die "Verwandlung aller geistigen Inhalte in Konsumgüter" (Adorno). Die Erkenntnis, dass gute Erziehung noch keine Bildung garantiert, sondern eine „Veränderung jenes Ganzen, das seinem eigenen Gesetz nach heute weniger das Bewußtsein entfaltet als deformiert“(Adorno), die Voraussetzung von Bildung wäre, gehört wohl zu den zentralen Argumenten, die Adornos Kritische Theorie als eine „pädagogisch äußerst ungemütliche Position“ (Schäfer) erscheinen lassen, so dass nicht wenige PädagogInnen lieber einen großen Bogen darum machen. Die Analyse des Verhältnisses von Gesellschaft, Subjektivität, Bildung und Erziehung kann jedoch verstanden werden als Bedingung einer kritischen (Selbst-) Reflexion der Pädagogik, die nicht in „Idealisierung der Praxis“ (Gruschka) verfallen will.
In diesem Lektürekurs beginnen wir mit einigen einführenden Überlegungen zur Position der Kritischen Theorie in der Wissenschaftsgeschichte und zu ihren Grundlagen. Im zweiten Schritt werden wir uns ausführlich mit einigen Beiträgen Adornos zu Bildung und Erziehung auseinandersetzen und ihre Relevanz für die Pädagogik heute diskutieren. Lässt sich beispielsweise Adornos Argumentation für "den Abbau jeglicher Art von unerhellter Autorität vor allem in der frühkindlichen Erziehung" gegen die neuen und gleichzeitig altmodischen Rufe nach uneingeschränkter Autorität und das aktuelle „Lob der Disziplin“ (Bueb) in der Erziehung stark machen? Ist Adornos Eintreten für eine Erziehung zur Erfahrung und zur Phantasie zugunsten einer kritischen Mündigkeit überholt, wenn man bedenkt, dass - indem Kreativität und Innovativität zu den Schlüsselkompetenzen des Postfordismus avanciert sind - Phantasie selber eingemeindet wird in die Logik von Anpassung und Verwertbarkeit?

Literaturangaben

Adorno, Theodor W.: Erziehung zur Mündigkeit. Vorträge und Gespräche mit Hellmut Becker 1959-1969.
Adorno, Theodor W.: Studien zum autoritären Charakter.
Adorno, Theodor W.: Theorie der Halbbildung. In: Soziologische Schriften I. GS Band 8.
Gruschka, Andreas: Bürgerliche Kälte und Pädagogik. Moral in Gesellschaft und Erziehung.
Gruschka, Andreas: Negative Pädagogik. Einführung in die Pädagogik mit kritischer Theorie.
Heinrich, Michael: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung.
Horkheimer, Max/ Adorno, Theodor W.: Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug. In: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente.
Horkheimer, Max: Traditionelle und kritische Theorie. In: Traditionelle und Kritische Theorie. Vier Aufsätze.
Kirchhoff, Christine: Die Möglichkeit als eine der Wirklichkeit fassen. Über den Erfahrungsbegriff Theodor W. Adornos. In: Kirchhoff, Christine/Meyer, Lars/Pahl, Hanno/ Heckel, Judith/ Engemann, Christoph (Hg.): Gesellschaft als Verkehrung.
Mende, Janne/ Stefan, Müller (Hg.): Emanzipation in der politischen Bildung.
Schäfer, Alfred: Theodor W. Adorno. Ein pädagogisches Porträt.

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25-BE2_ver1 Erziehungswissenschaftliche Forschung in Theorie und Empirie E1: Theorien der Erziehungswissenschaft (Bildungs-, Erziehungs-, Sozialisations- und Gesellschaftstheorien) Studienleistung
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E2: Soziale, kulturelle, politische und rechtliche Kontexte pädagogischen Handelns Studienleistung
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25-BiWi2-HRGe Fachliches Grundlagenmodul (HRGe) E2: Bildung, Erziehung und Sozialisation Studienleistung
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Erziehungswissenschaft (Kernfach) / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kernfach BE 12.1   2 aktive Teilnahme  
Erziehungswissenschaft (Kernfach) / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kernfach BE 3.1   3/5 aktive Teilnahme oder EL b  
Erziehungswissenschaft (Kernfach) / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kernfach BE 9.1   3 aktive Teilnahme  
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom (Einschreibung bis SoSe 2008) G.2.2   scheinfähig  

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Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Donnerstag, 26. September 2013 
Letzte Änderung Räume:
Mittwoch, 21. September 2011 
Art(en) / SWS
Seminar (S) / 2
Einrichtung
Fakultät für Erziehungswissenschaft
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