300460 Hermeneutische Dateninterpretation visueller und neuer Medien (S) (WiSe 2011/2012)

Im Zentrum des Seminars stehen zwei Ansätze der hermeneutischen Sozialforschung. Einerseits das Verfahren der 'wissenssoziologischen Hermeneutik' nach Hans-Georg Soeffner und andererseits das Verfahren der 'Objektiven Hermeneutik' nach Ulrich Oevermann. Gemeinsames Ziel beider Ansätze ist es, trotz ihrer Unterschiede, die sinnhaften Strukturen der Sozialwelt in ihrer Prozesslogik zu rekonstruieren. Als Gegenstände der hermeneutischen Analyse können die verschiedensten sozialen Ausdrucksformen wie bspw. Gesprächsprotokolle, Texte aller Art, Gesten, Bilder, Kunstwerke oder auch Gebäude in Betracht gezogen werden.
Unter dem Eindruck der zunehmenden Medialisierung und Visualisierung der Gesellschaft stehen auch die verstehenden Sozialwissenschaften vor neuen Herausforderungen. Im Rahmen des Seminars interessieren uns insbesondere visuelle Darstellungsmodi wie Bildstatistiken, Informationsgrafiken und Diagramme sowie diverse Formen der Internetkommunikation, wie sie in Weblogs oder anderen Internetplattformen vorkommen. Derartige Kommunikationsformen verlangen nach Analyseverfahren, die den spezifischen Wesenseigenschaften und der Komplexität, der Sukzession bzw. Gleichzeitigkeit der unterschiedlichen Sinneinheiten und Mitteilungsebenen gerecht werden.

In dem 3-tägigen Blockseminar werden an einem ersten Termin (vorauss. im November 2011) zentrale Texte zu Theorie und Methodologie der hermeneutischen Analyse der Rekonstruktion von Sinnkonstitution und –vermittlung auf Basis von Inputreferaten der Teilnehmer diskutiert. An den Veranstaltungstagen Zwei und Drei (geplant für März 2012) sollen dann die konkreten Interpretationsverfahren anhand unterschiedlicher empirischer Fallstudien angewandt und überprüft werden. Für diesen zweiten Seminarteil werden im Vorfeld kleine Arbeitsgruppen gebildet, die einen Untersuchungsgegenstand selbst auswählen und vorbereitend bearbeiten. Die jeweiligen Datenmaterialen (z.B. Online-Daten, Film- oder Bildmaterial) sollen gemeinsam im Plenum ausgewertet sowie methodische und methodologische Probleme, die sich in den Gruppenprojekten stellen, diskutiert werden. Die Literatur wird zu Semesterbeginn im Rahmen der Vorbesprechung bekannt gegeben.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Grundkenntnisse in qualitativen Methoden.