220015 In- und Exklusion. Ethnische Grenzziehungen und soziale Differenzierung von der Vormoderne bis ins 20. Jahrhundert (GK) (WiSe 2006/2007)

Inhalt, Kommentar

Blickt man auf das zunehmend dichter werdende Netz von Verordnungen und Verboten städtischer und landesherrlicher Obrigkeiten in der Vormoderne, so scheinen die Grenzen zwischen Einheimischen und Fremden, zwischen denen, die dazu gehören und jenen, die ausgegrenzt wurden, seit dem Spätmittelalter immer enger gezogen worden zu sein. Die Differenzierung zwischen 'erwünschten', 'geduldeten' und 'unerwünschten' Fremden werden immer strenger formuliert und es gibt einen zunehmenden Bedarf an Uniformierung der Verhalten im Rahmen der gesellschaftlichen Gruppenkonstitutionen. Eine Frage des Kurses wird etwa sein, ob das Strafrechtssystem in der Vormoderne sich zur Zeit von einer Institution der sozialen Kontrolle zu einer Institution der sozialen Ausgrenzung entwickelt hat. Die Toleranzschwelle gegenüber Abweichungen jedweder Art (Sprache, Religion, Lebensform etc.) war eher gering. Wer dazu gehören wollte, brauchte Familie, Verwandtschaft, Herkunft, Beruf und Klientel. Auch die Moderne ist von einem nur auf den ersten Blick scheinbar ambivalenten gesellschaftlichen Mechanismus geprägt. Während sich die bürgerliche Gesellschaft diskursiv auf die Inklusion ihrer Mitglieder berief, begründete sich die deutsche Nation gleichzeitig auf der Exklusion der als nicht dazugehörig definierten. Diese Form der sozialen Differenzierung in der Moderne wird im Kurs vor allem am Beispiel der Herstellung ethnischer Identitäten und Grenzen thematisiert. Im Grundkurs sollen unterschiedliche Formen der rechtlichen, sozialen und gewaltsamen Ausgrenzung von gesellschaftlichen Gruppen und deren Funktionen für die jeweils ausschließende Gesellschaft in Vormoderne und Moderne thematisiert werden. Neben diesen Modi des Ein- und Ausschlusses, der Diskriminierung und Verfolgung werden aber auch, soweit dies möglich ist, die Reaktionen der Marginalisierten 'beispielsweise durch Assimilation, Integration oder Widerstand' behandelt. Schließlich sollen am Thema wesentliche Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt und eingeübt werden.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Achtung: Da eine gleichmäßige Verteilung der Teilnehmer auf alle Grundkurse eines Teilgebietes (Antike, Mittelalter/Frühe Neuzeit usw.) für ein Gelingen der gemeinsamen Arbeit unabdingbar ist, findet in der Woche vor Beginn der Lehrveranstaltungen, also vom 9.-13. Oktober. sowie zusätzlich am 16. Oktober in S 4-201, jeweils von 10-14 Uhr, intern ein schriftliches Anmelde- und Verteilungsverfahren statt. Für die Zulassung zu einem der Kurse ist allein die persönliche (!) Eintragung in die dort geführten Anmeldelisten relevant, nicht die unverbindliche Anwahl im ekVV! Näheres am Schwarzen Brett der Alten Geschichte (gegenüber von S 4-201).

Literaturangaben

Herbert, Ulrich: Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland: Saisonarbeiter, Zwangsarbeiter, Gastarbeiter, Flüchtlinge, München 2001; Gosewinkel, Dieter: Einbürgern und Ausschließen. Die Nationalisierung der Staatsangehörigkeit vom Deutschen Bund bis zur Bundesrepublik Deutschland, Göttingen 2001; Rudolf Stichweh, Inklusion und Exklusion. Studien zur Gesellschaftstheorie, Bielefeld 2005; Oexle, Otto Gerhard (Hg.), Armut im Mittelalter, Vorträge und Forschungen, Bd. 58, hrsg. vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte, 2004; Michel Foucault, Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Frankfurt/M. 1976; Niklas Luhmann, Inklusion und Exklusion, S. 237 - 264, in: ders., Soziologische Aufklärung 6. Die Soziologie und der Mensch, Opladen (Westdeutscher Verlag) 1995; Fögen, Marie Theres (Hg.): Fremde der Gesellschaft. Historische und sozialwissenschaftliche Untersuchungen zur Differenzierung von Normen und Fremdheit. Frankfurt/M. 1991; Elias, Norbert: Zur Theorie von Etablierten-Außenseiter-Beziehungen. In: Ders. / Scotson, John L. (Hg.): Etablierte und Außenseiter. Frankfurt/M. 1990, S. 7-56

Lehrende

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Fachzuordnungen

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Geschichtswissenschaft / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kern- und Nebenfach 1.3.1 Wahlpflicht 8 scheinfähig  
Geschichtswissenschaft (G) / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) 1.3.1 Wahlpflicht 8 scheinfähig  
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) 1.3.1 Wahlpflicht 8 scheinfähig  
Geschichtswissenschaft (HR) / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) 1.3.1 Wahlpflicht 8 scheinfähig  
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe I B2; B3 Wahlpflicht HS
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe II B2; B3 Wahlpflicht HS

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Reichweite:
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Hinweise:
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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Mittwoch, 7. Juni 2006 
Letzte Änderung Räume:
Donnerstag, 29. Juni 2006 
Art(en) / SWS
GK / 4
Einrichtung
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie / Abteilung Geschichtswissenschaft
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2555565