300839 Persistenz, Transformation und Krise (hegemonialer) Männlichkeit(en). (S) (SoSe 2021)

Hegemoniale Männlichkeit ist eine Position im Geschlechterverhältnis, die Raewyn Connell als ein Dominanzverhältnis über Frauen und Marginalisierte beschreibt. Im Industriekapitalismus wird dieses u.a. durch das Ein-Ernährermodell, den Zugang zur öffentlichen Sphäre und eine „symbolische Herrschaft“ (Bourdieu) in (Alltags-)Praxen und kulturellen Repräsentationen stabilisiert. Die Frauen- und Bürgerrechtsbewegungen, als auch die umfassende Prekarisierung von Arbeits- und Lebensverhältnissen im Neoliberalismus destabilisieren die Grundpfeiler dieser „männlichen Herrschaft“ (Bourdieu). Ein Transformationsprozess im Geschlechterverhältnis, der zum einen eine Pluralisierung der Orientierungsmuster in Bezug auf Männlichkeiten verstärkt (Neue Männer, Caring Masculinities) wie auch diskursiv als eine „Krise der Männlichkeit/des Mannes“ artikuliert wird. Eine weiße, heterosexuelle Männlichkeit (WHM), wird nicht länger als unmarkierte Norm gesetzt, sondern zunehmend kritisch reflektiert (Kritische Männlichkeit, Toxische Männlichkeit). Auf der Subjektebene kann der Verlust der (weißen) männlichen Suprematie als Kränkung erlebt werden, was, so Michael Kimmel, rechtspopulistische Einstellungen bestärkt und sich im Extremfall in „restaurativen“ Terror- und Gewaltakten gegen Frauen* und Minderheiten materialisiert.

In dem Seminar werden Grundlagen der Geschlechter- und insbesondere der Männlichkeitenforschung erarbeitet und die beschriebenen (De-) Stabilisierungen von Männlichkeiten nachgezeichnet und diskutiert. Die Veranstaltung richtet sich an Studierende, die bereit sind, sich in komplexe sozialwissenschaftliche Texte einzuarbeiten und eine Sitzungsgestaltung zu übernehmen.
Triggerwarnung: Das Seminar thematisiert (sexualisierte) Gewalt, sowie sexistische und rassistische Stereotypisierungen.