231150 Die Europa-Essayistik deutscher Schriftsteller. Konstruktionen einer kontinentalen Identität (S) (SoSe 2011)

Inhalt, Kommentar

Der Europa-Diskurs und die Schriftsteller
Konstruktionen und Dekonstruktionen kontinentaler Identität

Die Europäische Union steht derzeit vor einer Reihe wirtschaftlicher, politischer und sozialer Herausforderungen: Finanzkrise, Überschuldung und Migration gehören zu den Schlagwörtern. Hinzu kommt die aktuelle außenpolitische Situation: Die Diskussion um das militärische Eingreifen in Libyen schneidet sich mit Diskussionen über transatlantische Bündnisse und eine europäische Außen- und Sicherheitspolitik. Sie berührt aber auch einen Kern der politisch-kulturellen Identität des Kontinents: die Menschenrechte und die Frage nach staatlicher Souveränität --- In Bengasi weht die Trikolore, ein nationales Symbol der Französischen Republik, doch ebenso ein europäisches Symbol, an das eine Tradition von demokratischer Selbstbestimmung und das Versprechen auf Freiheit und Gleichheit geknüpft sind. Im Rahmen des Seminars werden aktuelle Herausforderungen der politischen und kulturellen Identität Europas durch eine Analyse des Europa-Diskurses deutschsprachiger Schriftsteller in seinen historischen und systematischen Dimensionen perspektiviert.

Seit über zweihundert Jahren bildet Einheit und Identität Europas ein zentrales Thema der Schriftsteller: von Novalis und Heine über Thomas Mann bis hin zu Hans Magnus Enzensberger und Adolf Muschg. Insbesondere in Zeiten politischer Krisen bieten die Pluralismus-Vorstellungen der Schriftsteller eine liberale Gegenposition zu nationalen oder ethnozentrischen Tendenzen. Als ein Forum dieses Diskurses hat sich die Essayistik etabliert. In ihrer Offenheit gleicht die Form des Essays dem Projekt Europa. Der Essay bietet einen Denkraum, um verschiedene Antworten auf die Frage nach der kulturellen Identität des Kontinents durchzuspielen. Reale Sachzwänge schränken hier nicht den Möglichkeitssinn ein, der mit dieser Frage aufgerufen ist. So bewahren die Entwürfe der Schriftsteller stets ein utopisches Element.

Das Seminar zielt darauf, den Europa-Diskurs der Schriftsteller von der Romantik bis zur Gegenwart in seinem Wechselspiel mit dem politischen Diskurs zu verorten und zentrale Denkfiguren sowie ihre historisch-spezifischen Aktualisierungen herauszuarbeiten. Als Kontrastfolie können heutige Problemlagen sowie internationale Tendenzen von Regionalisierung, Kontinentalisierung und Globalisierung dienen. Kleinere Exkurse über die deutsche Essayistik hinaus verdeutlichen den ideengeschichtlichen Kontext und steuern eine Sicht von außen auf Europa bei, was zu einer Reflexion von Selbst- und Fremdbildern anregen mag.

Europa im Film
Im Anschluss an die Sitzungen vom 18. April, 16. Mai und 27. Juni zeige ich von 18-21 Uhr Filme von Jean Renoir, Jean-Luc Godard und Fatih Akin. Die Teilnahme an den Filmvorführungen ist nicht verpflichtend.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Nützlich sind Kenntnisse der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts sowie Erfahrungen im Umgang mit journalistischen und philosophischen Texten.

Literaturangaben

Historischer Überblick:
Paul Michael Lützeler: Die Schriftsteller und Europa. Von der Romantik bis zur Gegenwart, München 1992.

Essays:
Novalis: Die Christenheit oder Europa (1799)
Heinrich Heine: Französische Zustände (1832)
Friedrich Nietzsche: Völker und Vaterländer (1886)
Annette Kolb: Briefe einer Deutsch-Französin (1915)
Thomas Mann: Achtung, Europa! (1936)
Ernst Jünger: Der Friede (1945)
Peter Schneider: Plädoyer für eine Kultur des Zweifels (1988)
Hans Magnus Enzensberger: Brüssel oder Europa – eins von beiden (1989)
Adolf Muschg: Sisyphus' schwebender Stein (2008)

Lehrende

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Fachzuordnungen

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Germanistik / Bachelor (Einschreibung bis SoSe 2011) Kern- und Nebenfach BaGerP2S   2/5  
Germanistik / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) BaGerP2S   2/5  
Germanistik (GHR) / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014)   2/5  

Anforderungen für die regelmäßige und aktive Teilnahme (2 LP):
Mitarbeit an einem kleinen "Wörterbuch" zum Europa-Diskurs.

Zusätzliche Anforderungen für eine benotete Einzelleistung (5 LP):
Verfassen einer schriftlichen Hausarbeit im Umfang von 10 bis 15 Seiten.

Kein E-Learningangebot vorhanden
eKVV Teilnahmemanagement:
Bei dieser Lehrveranstaltung wird das eKVV-Teilnahmemanagement genutzt.
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Teilnahmebegrenzung:
Begrenzte Anzahl Teilnehmer*innen: 40
Adresse:
SS2011_231150@ekvv.uni-bielefeld.de
Lehrende, ihre Sekretariate sowie für die Pflege der Veranstaltungsdaten zuständige Personen können über diese Adresse E-Mails an die Veranstaltungsteilnehmer*innen verschicken. WICHTIG: Sie müssen verschickte E-Mails jeweils freischalten. Warten Sie die Freischaltungs-E-Mail ab und folgen Sie den darin enthaltenen Hinweisen.
Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_22999512@ekvv.uni-bielefeld.de
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Donnerstag, 7. Juli 2011 
Letzte Änderung Räume:
Donnerstag, 7. Juli 2011 
Art(en) / SWS
Seminar (S) /
Einrichtung
Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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