Wenn Märchen und griechische Mythologie - neben der Bibel - zu den Grundlagen der sogenannten "abendländischen" Literatur gehören, dann bildet die indigene Mythologie, spätestens seit dem Aufkommen der Nationalliteraturen, eine der wichtigsten Grundlagen für die Literatur Lateinamerikas. Dass es sich bei den mythischen Erzählungen der Mayas, Inkas und Azteken im wesentlichen um kulturelle (Re)Konstruktionen handelt, die bei der Formulierung einer politisch motivierten Abgrenzungsidentität vom ehemaligen Kolonialland eine Rolle spielten und zum Teil noch heute spielen, änderte an ihrer literarischen Produktivität wenig - eher im Gegenteil. Wie alle traditionellen Mythen sind auch die indigenen Mythen rätselhaft, vielschichtig, schillernd - und ungeheuer interessant! Ausgehend von den "Originalen", das heißt, den Textüberlieferungen, wie sie auf uns gekommen sind (vor allem des "Popol Vuh" und des "Chilam Balam") wird die Übung einen Bogen schlagen zur Literatur eines Horacio Quiroga, Miguel Ángel Asturias, Gabriel García Marqués und nicht zuletzt Subcomandante Marcos, in der die indigene Mythologie auf vielfältige Weise rezipiert und aktualisiert wird. Grundfragen der Motivik, Metaphorik und Mythentheorie(n) lassen sich dabei ebenso diskutieren wie das Problem der lateinamerikanischen Identität in ihren historisch variierenden Formulierungen.
Ausreichende Spanisch- und Englischkenntnisse für die Lektüre anspruchsvoller literarischer und wissenschaftlicher Texte.
Ein Reader mit Texten, die die Grundlage des Seminars bilden werden, wird in der ersten Sitzung zur Verfügung gestellt.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Romanische Kulturen: Sprache, Literatur, Geschichte / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | BaRK2a | 2/3 |
Regelmäßige Teilnahme, Übernahme eines Kurzreferates und ggf. gestellter Zusatzaufgaben.