Mittels unserer Sinne erschließen wir uns die Welt: die Nahsinne Schmecken und Tasten sowie die Fernsinne Sehen, Hören und Riechen sind nicht nur vermittelnde Werkzeuge, sondern bereits immer auch erkenntnisstiftende Zugänge zu Phänomenen jedweder Art. Die zentrale Bedeutung der Sinne in der Wahrnehmung der Künste ist unabhängig von epochalen Einhegungen unbestritten. Im Seminar werden wir uns aber vor allem der Frage zuwenden, in welchem Maße dem sinnlichen Erleben der Künste des Mittelalters zugleich sinnstiftender Charakter zukam. Zu denken wäre hier etwa an multisensorielle Erfahrungen in sakralen Architekturen wie dem Gebrauch von Weihrauchfässern zur olfaktorischen Bezeichnung des heiligen Raums, Waschritualen mit Aquamanilen zur rituellen Reinigung, dem Geläut der Glocken oder dem Singen der Choräle zur Vergegenwärtigung der göttlichen Präsenz.
Die Stellung der Sinne wurde bereits von antiken Autoren wie Platon und Aristoteles erörtert und auch im Mittelalter – etwa durch Autoren wie Augustinus oder Isidor von Sevilla – in Ordnungsmuster überführt, in denen üblicherweise dem Sehsinn das Primat zukommt. Doch wird man den Erfahrungen von Bildern, Objekten und mithin auch Architekturen gerecht, wenn allein der Sehsinn adressiert wird? Das Seminar kann als Versuch verstanden werden, nicht nur alle fünf Sinne, sondern außerdem die vielfältigen Verflechtungen von Sinnen, etwa in synästhetischen Erfahrungen oder auch Sinnestäuschungen, eingehender zu betrachten.
Neben der Lektüre von antiken und mittelalterlichen Quellentexten zur sinnlichen Wahrnehmung sowie der exemplarischen Erschließung von vormodernen Artefakten unterschiedlichster Gattungen (teils vor Originalen) soll außerdem durch den Einbezug von materialästhetischen, praxistheoretischen und phänomenologischen Ansätzen ein Theorieangebot bereitgestellt werden, welches in besonderer Weise die Koppelung von leiblicher und epistemischer Erfahrung ausleuchtet. Die Veranstaltung ist als Blockseminar angelegt, welches teilweise vor Originalen im LWL-Museum in Münster stattfinden soll. Die regelmäßige Anwesenheit aller Teilnehmer*innen wird vorausgesetzt.
Baert, Barbara. Interruptions and Transitions: Essays on the Senses in Medieval and Early Modern Visual Culture. Art and Material Culture in Medieval and Renaissance Europe, 2019.
Bouchet, Florence, und Anne-Hélène Klinger-Dollé. Penser les cinq sens au Moyen Âge: poétique, esthétique, éthique. Rencontres, 2015.
Module | Course | Requirements | |
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22-3.1 Hauptmodul Vormoderne
3.1.6 |
Seminar Vormoderne | Study requirement
Graded examination |
Student information |
22-3.8 Wahlfreies Hauptmodul
3.1.6 |
Seminar | Study requirement
Graded examination |
Student information |
22-BKG-HVM Hauptmodul Bild- und Kunstgeschichte der Vormoderne
3.1.6 |
Seminar zur Bild- und Kunstgeschichte der Vormoderne | Study requirement
Graded examination |
Student information |
22-BKG-PFM Profil- und Forschungsmodul zur Vorbereitung der BA-Arbeit
3.1.6 |
Seminar (Vormoderne oder Moderne) | Study requirement
Graded examination |
Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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