Die Übung hat zwei Ziele: Sie soll zeigen, in welcher Weise sich systemtheoretische Konzepte eignen, den mehr oder minder organisierten, insbesondere religiös motivierten Terrorismus zu beschreiben. Des Weiteren geht es darum, wie man suicide missions (Selbstmordattentate) beschreiben kann, ohne auf unbeobachtbare mentale Zustände zu rekurrieren. Was den ersten Punkt anbelangt, sind die gängigen Terrorismustheorien in keiner guten Position zur Erklärung für die Entstehung und auch nicht für die Reproduktion terroristischer Aktionen. Hier hilft die systemtheoretische Annahme weiter, dass Handlungen nicht primär an den Absichten von Akteuren hängen, sondern dass beide – Absichten und Akteure – im Zuge des Aufbaus von Systemen mit ausdifferenziert werden. Solche Systeme sind im vorliegenden Fall vor allem Konfliktsysteme. Suicide missions (SMs) lassen sich besser beschreiben, wenn man den Akteur-Handlungs-Komplex durch Kommunikation ersetzt. Man kann dann eine alte Einsicht (C. Wright Mills: 1940!) fruchtbar machen, dass es nämlich nicht innerpsychische Motive sind, die Handlungen erzeugen, sondern dass es „vocabularies of motive“ oder „soziale Beschreibungen“ sind, die die Kommunikation von Motiven ermöglichen, an die sich dann auch psychische Systeme dranhängen. Mit einem Wort: Primär ist Kommunikation. Im Falle eines Kinobesuches etwa werden wir diesen auf Anfrage mit einer plausiblen sozialen Beschreibung (Interesse, Gelegenheit usw.) kommunizieren – was uns dabei tatsächlich im Kopf herumging (Langeweile, im Dunkel verschwinden usw.) wissen wir nicht einmal selbst. Im Falle des Selbstmordterrorismus sind soziale Beschreibungen etwa „narratives of blame“ (Stephen Holmes), derer sich Konfliktsysteme (islamische Welt/westliche Welt) bedienen und auch die fraglichen Handlungen selbst. Durch soziale Beschreibungen werden diese überhaupt erst „erkannt“ und für weitere Verwendung fixiert. Im Unterschied zum handlungstheoretischen Motivbegriff, der zwischen Akteur und Handlung vermitteln soll, dient uns der Begriff der sozialen Beschreibung als Scharnier zwischen Handlung/Kommunikation und System.
Japp, K.P., 2007: Terrorismus als Konfliktsystem, in: Kron, Th./Reddig, M., (Hrg.), Analysen des internationalen Terrorismus. Soziologische Perspektiven, VS-Verlag, 166-193 (auch in: Soziale Systeme, H.1.: 2006)
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kernfach | Modul PolKom.a | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | ||
Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2009) | 2.3b | |||||
Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Fachmodul (FM) PolKom | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | ||
Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | Modul PolKom.b | 4 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) |