Seminarbeschreibung
Mit dem Hashtag #MeToo wurde 2017 eine massenmediale Kommunikationswelle in Gang gesetzt, die vor allem in social media Formaten aber auch anderen Medien weltweit Resonanz erzeugt hat. Ziel war es ursprünglich, sexuelle Gewalt gegenüber Frauen anzuprangern (vor allem im Kontext des Weinstein-Skandals) und auf die Agenda gesellschaftlicher Debatten zu setzen – schnell regte diese „Diskurswelle“ aber auch weitere, andere Diskursbeiträge an (Stichwort Anti-Feminismus, „Pence-Effekt“ u.a.).
Damit bietet die #MeToo-Debatte eine sehr gute Gelegenheit, die Entstehung, Ausbreitung, Diffusion und Verschränkung von diskursiven Praktiken über einen relativ kurzen Zeitraum zu untersuchen. Diese Gelegenheit wollen wir nutzen, um die Diskursanalyse als Methode näher kennenzulernen.
Die Bedingungen der „#MeToo-Debatte“ sind dafür geradezu ideal: Über Online-Medien kann leicht ein Korpus erstellt werden, es scheint klar, welche Wahrheiten und widerstreitende Positionen dort verhandelt werden, es gibt bereits mehrere Meta-Überlegungen dazu, was diese Debatte angeblich bedeutet oder gesamtgesellschaftlich ausgelöst hat – sodass man leichter von Analysen auf der Mikroebene zu größeren Diskursformationen übergehen kann in der Seminardiskussion.
Den Fokus legen wir dabei auf die Analyse von Berührungsregimen: Wer darf wen wo und wie berühren oder nicht? Berührungsregime betreffen nicht nur den Tastsinn, sondern können auch auf den „Kontakt“ mit Wörtern („sexistischer Spruch“) und Blickkontakten („anstieren“) angewendet werden. Aus einer solchen Perspektive geht es in der #MeToo-Debatte zentral um die Frage, wer wie berührt wird durch körperliche Berührungen, Kommentare oder Augenkontakt, die unter bestimmten Bedingungen zu sexuellen Belästigungen werden.
In einer diskursanalytischen Perspektive gehen wir dann der Frage nach, unter welchen Bedingungen eine Berührung zu „sexueller Belästigung/sexuellem Missbrauch wird“ und wie dabei Wahrheit diskursiv verhandelt wird in verschiedenen Medien.
Wir werden uns dazu im ersten Teil des Seminars anhand der Beispiele einen diskursanalytischen Baukasten erarbeiten, den wir u.a. aus Arbeiten von Norman Fairclough und anderen Autor*innen zusammensetzen. Eine besondere Herausforderung beim Lernen diskursanalytischer Methoden besteht nämlich darin, dass es „die“ Diskursanalyse streng genommen gar nicht gibt. Die Frage, wie man Diskursanalyse eigentlich konkret umsetzt, ist seit Jahren ein Thema in methodischen Diskussionen. Wir werden diese methodologische Debatte kurz streifen und uns dann aber auf die praktische Umsetzung konzentrieren.
Im zweiten Teil des Seminars geht es dann darum, Gruppen zu bilden, die sich jeweils als „task force“ mit ausgewählten Aspekten des Materials beschäftigen (z.B. Wortwahl, Analogien in Argumentationen u.a.). Dabei können Sie auch eigene Interessen einbringen. Ziel dieses zweiten Teils ist es, diskursive Muster aufzuspüren, die im Kontext der #MeToo-Debatte aufzufinden sind.
Im dritten Teil präsentieren die einzelnen Gruppen dann die von ihnen identifizierten diskursiven Muster und stellen sie zur Diskussion.
Die Studienleistung setzt sich somit zusammen aus Lektürearbeit, Recherche, Erstellung und Strukturierung eines Korpus, konzeptioneller Arbeit, Analysen, einer Präsentation u.a.
Aufbauend auf der Studienleistung erarbeiten wir dann nach der Vorlesungszeit ein gemeinsames (kollaboratives) Abschlussdokument, in dem jede Gruppe Ihre Ergebnisse einfließen lässt, mit Literatur verknüpft und mit den Ergebnissen der anderen Gruppen verzahnt. Dieses Dokument wird dann am Ende gerahmt durch eine Einleitung und einen Schluss – und könnte z.B. für andere verfügbar gemacht werden.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M10 Vertiefung Methoden II | Vertiefung Methoden | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
30-M5 Vertiefung Methoden I | Vertiefung Methoden | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.