300148 Politische, ökonomische oder sozialwissenschaftliche Bildung? (Fachdidaktische Vertiefung) (S) (WiSe 2010/2011)

Wer die Identität seines Faches oder seiner Domäne nicht kennt, wird als Fachlehrer/in ohne Identität bleiben und einen konturlosen Unterricht praktizieren. Fachidentitäten hängen, besonders im sozialwissenschaftlichen Feld, von theoretischen und curricularen Konzeptionen ab, sie sind soziale Konstrukte und eng mit politischen und wirtschaftlichen Interessen verknüpft. Aber auch die tägliche institutionelle und individuelle Praxis in den Schulen bildet und befestigt Fachidentitäten, die sich in Lehrplänen, Unterrichtskulturen, Schulbüchern und Lernmaterialien manifestieren.
Die Studierenden arbeiten im Seminar unterschiedliche Konzeptionen für die sozialwissenschaftlichen Unterrichtsfächer heraus. Dazu greifen sie auf aktuelle fachdidaktische Ansätze zurück, aber auch auf Ansätze, die sich seit den 1970er Jahren entwickelt haben, heute aber in Vergessenheit geraten sind. Die Studierenden prüfen kritisch, welche Unterschiede diese Konzeptionen für den Zugang der Lernenden zur sozialen Welt bedeutet, den sie sich durch vorhandene, vermittelte und angeeignete Denkweisen, Methoden, Kategorien, Inhalte, Sach- und Werturteile öffnen oder versperren. Im Seminar wird auch untersucht, ob und wie sich die unterschiedlichen Fachkonzeptionen von Schulfächern auf Curricula, Schulbücher, Materialien und subjektive Vorstellungen auswirkt. Je nach Interesse können die Studierenden auch nicht-sozialwissenschaftliche Fachdidaktiken zum Vergleich heranziehen.
Die Veranstaltung engt die Perspektive nicht nur auf die deutsche Situation ein, sondern berücksichtigt exemplarisch sozialwissenschaftliche Schulfachkonzepte auch aus anderen europäischen Ländern und den USA. Was kann man davon lernen?
Die Teilnehmerinnen des Seminars sind bereit, gelegentlich auch englische Texte zu lesen. Sie bereiten sich in der vorlesungsfreien Zeit durch die Lektüre der Einführungstexte auf das Seminar vor.
Wer eine kurze Präsentation übernehmen will (max. 20 min, zusammen mit einer Ausarbeitung als Einzelleistung), muss sich bis zum 15. August bei der Sekretärin des Arbeitsbereiches, Gabi Schulte, melden und einen Vorbesprechungstermin vereinbaren ( gabi.schulte@uni-bielefeld.de ).

Bibliography

Bitte unbedingt vor der ersten Seminarsitzung lesen!
Sie finden diese Texte als pdf-Dateien im StudIP.

Hedtke, Reinhold. 2005. Ökonomisches Lernen. In: Sander, Wolfgang. Hg. Handbuch politische Bildung. Schwalbach/Ts., 335-346.
Hedtke, Reinhold. 2007. Politikwissenschaft oder Sozialwissenschaften? Zur Referenz Politischer Bildung. In: Lange, Dirk. Hg. Strategien der Politischen Bildung. Basiswissen Politische Bildung, Bd. 2. Baltmannsweiler, 22-30.
Massing, Peter. 2008. Basiskonzepte für die politische Bildung. Ein Diskussionsvorschlag. In: Weißeno, Georg. Hg. Politikkompetenz. Was Unterricht zu leisten hat. Bonn, 184-197.
Sander, Wolfgang. 2010. Soziale Studien 2.0? Politische Bildung im Fächerverbund. In: Juchler, Ingo. Hg. Kompetenzen in der politischen Bildung. Schwalbach/Ts., 10-27.
Seeber, Günter. 2008. Theorien ökonomischer Bildung. In: Hedtke, Reinhold; Weber, Birgit. Hg. Wörterbuch ökonomische Bildung. Schwalbach/Ts., 308-310.
Weber, Birgit. 2007. Die curriculare Situation der ökonomischen Bildung im allgemeinen Schulwesen. In: Unterricht-Wirtschaft 1/2007, H. 29, 57-61.
Weißeno, Georg. 2008. Politikkompetenz. Neue Aufgaben für Theorie und Praxis. In: ders. Hg. Politikkompetenz. Was Unterricht zu leisten hat. Bonn, 11-19.

Allgemeine Literaturliste siehe:
http://www.uni-bielefeld.de/soz/ag/hedtke/pdf/lit_fdid-sowi_ges_alpha-1h.pdf