230026 Visuelle Poesie (BS) (WiSe 2019/2020)

Visuelle Poesie ist Ausdruck einer wechselseitigen Durchdringung der Künste. Als experimentelle Dichtform stiftet sie Beziehungen zwischen Text und Bild, zwischen semantischen und figurativen Elementen und wird heute mit der künstlerischen Avantgarde, den Futuristen und Dadaisten und literarischen Strömungen wie der konkreten Poesie assoziiert. Doch schon die Antike kennt Figurengedichte, die durch wechselnde Zeilenlänge und Metra reale Gegenstände wie Ei, Beil oder Sarg nachbilden. Typographische Mittel wie Punkte, Striche, Sternchen, Auslassungszeichen oder eine Hand finden Eingang sowohl in den Schelmenroman als auch in die Unsinnsliteratur des 19. Jahrhunderts. Im 20. Jahrhundert eröffnet ein veränderter Sinn für Raum und Fläche, für Typographie, Collage-Technik und Medien wie Film neue Kombinationsmöglichkeiten von Text und Bild.

Das Seminar folgt der Entwicklungslinie visueller Poesie – vom Figurengedicht bis zur Werbung –, vermittelt Einsichten in die Wort-Bild-Forschung und nimmt das Konkurrenz- und Konfliktverhältnis von Text und Bild in den Blick. Im Mittelpunkt stehen antike Figurengedichte, Manifeste visueller Poesie (Eugen Gomringer, Franz Mon) und Bildtexte u.a. von Stéphane Mallarmé, Friederike Mayröcker, Brigitta Falkner und Carlfriedrich Claus.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Voraussetzung ist ein Interesse an Text-Bild-Verhältnissen. Der Lektüreaufwand ist gering.

Literaturangaben

Zur Einführung empfohlen:
Visuelle Poesie. Text + Kritik. Sonderband 9, hg. von Heinz Ludwig Arnold, München 1997.

Text zur Anschaffung:
visuelle poesie. anthologie von eugen gomringer, Stuttgart: Reclam 1996. Preis: 4,80 €