221058 "Ordnung": Geschichte eines politischen Leitbegriffs (S) (SoSe 2005)

Im vergangenen Semester ist die Geschichte der Ordnungsideen grob strukturiert worden, zudem sind erste Einsichten in die Semantik der mittelalterlichen Sprache der Ordnung erworben worden sowie in die Technik ihrer Erforschung. Nach einer knappen Zusammenfassung des Erarbeiteten geht es im kommenden Semester um zweierlei: (1) um die Lektüre der methodologischen Grundlagentexte (Koselleck, Reichardt, Lüsebrink, Lottes u.a.) und (2) um einen zentralen Aspekt des Ordnungsdenkens: um politische Tugendvorstellungen. Zur Einführung sei hier nochmals der Kommentar des letzten Semesters zitiert:

In der Forschung ruft das Schlüsselwort 'Mittelalter' reflexhaft die Assoziation 'Ordnung' (ordo, status, gradus) hervor. Die in der göttlichen Schöpfung begründete hiearchische Über- und Unterordnung aller sozialen Stände (ordines) gilt als Kern herrschaftlicher Legitimationstechniken und politischer Theorien. Das Seminar geht dieser (empirisch schlecht begründeten) Forschungsmeinung nach, indem es versucht, politische Ordnungsdiskurse in verschiedenen mittelalterlichen Zusammenhängen zu rekonstruieren. Das Seminar konzentriert sich damit auf die unbeleuchtete Seite jener breiten Froschungsdiskussionen um die Entstehung des modernen politischen Denkens und des Republikanismus (Skinner et al). Diese Forschungen setzen gemeinhin an bei den neuen Formen politischen Denkens und Legitimierens, die in den spätmittelalterlichen Städten zu beobachten sind. Sie interessieren sich aber nur kursorisch für die 'alten' und noch lange benutzten ständischen Formen politischer Legitimation.
Das Thema des Seminars führt zugleich Studierende an die Problemstellungen des Bielefelder Sonderforschungsbereiches 'Das Politische als Kommunikationsraum in der Geschichte' heran.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Der Besuch dieser Veranstaltung setzt NICHT den Besuch des letzten Semesters voraus.