300073 Armut und Armutspolitik (Ü) (SoSe 2005)

Kurzkommentar

Inhalt, Kommentar

Armut ist eine uralte Befindlichkeit des Menschen und in den Entwicklungsländern weiterhin der Normalzustand für große Teile der Bevölkerung. Historisch gab und gibt es auch aus religiösen Gründen gesuchte Armut, ebenso wie Armenhilfe, die religiös begründet war/ist und mindestens ebenso dem Heil der Helfenden wie den Bedürfnissen der Armen dient(e). Als politisches Problem wurde Armut in Europa im 16. Jahrhundert entdeckt. Die damals entstehende kommunale, teilweise auf zentralstaatlichen Gesetzen beruhende Armenhilfe ist der Ursprung der modernen Sozialpolitik. Seitdem wird Armut und Armenhilfe in Schüben immer wieder zu einem gesellschaftlichen Thema. In der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert wurde Armut und Verelendung zu einem schreienden sozialen Problem, wobei bald "Arme" von "Arbeitern" unterschieden wurden: "Arme" waren Gegenstand von Armenhilfe (heute "Sozialhilfe"), "Arbeiter" sorgten dagegen für sich selbst durch Arbeitseinkommen und Beiträge zur Sozialversicherung. Armutsbekämpfung durch sozialhilfeartige Systeme wurde zum kleinsten gemeinsamen Nenner westlicher Wohlfahrtsstaaten.

Auch in der Geschichte der Bundesrepublik durchlief das Thema Armut verschiedene Phasen. Ausgelöst durch zunehmende Arbeitslosigkeit und Sozialleistungskürzungen wurde Armut in den 1980er Jahren wiederentdeckt und ist seitdem ein Dauerthema. In den letzten Jahren findet vor allem die Armut von Kindern und Familien Aufmerksamkeit sowie die Verarmung, die aus Sozialleistungskürzungen erwachsen kann - aktuell das "Hartz IV"-Gesetz, langfristig potentiell die Senkung des Rentenniveaus für alte Menschen.

Auch die EU nimmt sich seit den 1980er Jahren des Themas Armut an. Seit den 90ern propagiert die EU auch den umfassenderen Begriff "soziale Exklusion". Auf dem EU-Gipfel von Laeken (2001) wurde ein Indikatorensystem zur Erfassung der Armutsentwicklung in den Mitgliedsstaaten konzipiert. Auf Weltebene ist Armutsbekämpfung seit den 50er Jahren ein zentrales Anliegen der Entwicklungspolitik, das in den letzten Jahren erneut ganz oben auf die weltpolitische Tagesordnung gerückt ist, zuletzt als Teil der "Millenium Goals" der Vereinten Nationen (2000). Neben den allgemeinen entwicklungspolitischen Maßnahmen werden seit den 90ern in Entwicklungs- und Übergangsländern zunehmend sozialhilfeartige soziale Sicherungssysteme für die Ärmsten und Verletzbarsten aufgebaut.

Im Seminar geht es um folgende Fragen:

Was ist Armut? Wie mißt und analysiert man Armut? Wie leben arme Menschen? Was sind die strukturellen Kontexte von Armut? Was trägt die Soziologie theoretisch, methodisch und empirisch zur Armutsanalyse bei? Welche Formen von Armutspolitik gibt es? Wirkt Armutspolitik? Wie wird Armut und Armutspolitik in der politischen Öffentlichkeit thematisiert? (verdrängt, dramatisiert usw.) Wie unterscheiden sich Länder in Bezug auf Armut und Armutspolitik? Wie wird Armut durch internationale Akteure - in Europa die EU, weltweit die UN, UNICEF, Weltbank, ILO u.a. - thematisiert und bekämpft?

Das Seminar soll dazu befähigen, aktuelle Debatten zu Armut besser zu verstehen und aufgrund soziologischen Wissens kritisch zu ihnen Stellung nehmen zu können. Zugleich soll die Anwendbarkeit und Leistungsfähigkeit soziologischer Theorien, Methoden und empirischer Forschung in Bezug auf ein konkretes praktisches Problem erfahrbar werden. Des weiteren soll anhand des hochgradig politisch und moralisch besetzten Themas Armut die Wertproblematik sozialwissenschaftlicher Forschung erkundet werden, also die Frage des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik.

Literaturangaben

Barlösius, Eva und Wolfgang Ludwig-Mayerhofer (Hrsg.) 2001: Die Armut der Gesellschaft. Opladen: Leske + Budrich.
weitere Literatur im Semesterapparat sowie auf der website des Veranstalters unter "Lehre" (http://www.uni-bielefeld.de/soz/personen/Leisering/lehre_dt.html)

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Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe II A2; B2 Wahlpflicht HS
Soziologie Nebenfach 1.5.8 Wahlpflicht GS
Soziologie / Diplom (Einschreibung bis SoSe 2005) 1.5.8 Wahlpflicht (nicht scheinfähig, Hausarbeit gemäß § 9 Abs. 5 DPO 1997); (Teilnahmenachweis gemäß DPO 2002) GS
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