221063 Unerwartete Nationen -Staats- und Nationsbildung in Osteuropa (S) (WiSe 2004/2005)

Die Entstehung eines unabhängigen ukrainischen Staates im Jahre 1991 stellte für die meisten Europäer eine Überraschung dar, möglicherweise auch für viele Ukrainer selber. Wie zwangsläufig waren Staats- und Nationsbildung von Ukrainern, Slowaken, Litauern und anderen Völkern Osteuropas? Am Beispiel der Ukraine beschäftigt sich das Seminar zum einen mit den schwierigen äußeren Umständen "verspäteter" Nationalstaatsbildung. Allein für das 20. Jahrhundert müssen dazu beispielsweise die jeweiligen nationalitätenpolitischen Spielräume unter russischen und sowjetischen Machthabern, in Österreich-Ungarn, im polnischen, rumänischen, und tschechoslowakischen Staat der Zwischenkriegszeit, sowie unter deutscher Besatzungsherrschaft ausgelotet werden. Welche Konsequenzen hatten darüber hinaus die Verheerungen, Bevölkerungsverluste und -verschiebungen in der Folge von zwei Weltkriegen, Revolutionen, und Bürgerkriegen? Zugleich gilt es die "inneren" Entwicklungszusammenhänge zu untersuchen: Welche gesellschaftlichen Schichten trugen die Nationalbewegung? Welche politischen Strömungen konkurrierten bei der nationalen Mobilisierung der Bevölkerung? Wie entwickelten sich langfristig die nationalen Deutungsmuster, vor allem die historischen Mythen und Symbole? Welche Resonanz fanden sie in breiten Bevölkerungsschichten.
Vorbesprechung am Do. den 29. Juli um 11.30 Uhr in S 4 - 104

Literaturangaben

Golczewski, Frank (Hg.): Geschichte der Ukraine Göttingen 1993; Jordan, Peter et al. (Hg.): Ukraine. Geographie, ethnische Struktur, Geschichte, Sprache und Literatur, Kultur, Politik, Bildung, Wirtschaft, Recht, Wien 2000 (Themenheft der Österreichischen Osthefte 42/2000, Nr. 3-4); Kappeler, Andreas: Kleine Geschichte der Ukraine. München 20002; Subtelny, Orest: Ukraine : a history . Toronto 1991; Andrew Wilson: The Ukrainians: Unexpected Nation, New Haven, London 2000.