261044 Whiteheads Zeit-Denken (HSem) (SoSe 2003)

Kurzkommentar

Vorbesprechung: Freitag, 14. Februar 2003, 18.00 sine tempore - 18.45 Uhr, T 8-200

Inhalt, Kommentar

Thema ist die interdisziplinäre und philosophische Aktualität von Whiteheads Zeit-Denken. Wenn man über 'Zeit' nachdenkt, kommt man schnell zu der Überzeugung, daß der Begriff ein doppeltes Gesicht hat. Auf der einen Seite nutzen wir Zeit als veränderliche Größe in naturwissenschaftlichen Darstellungen für die Beschreibung von Prozessen und Bewegungen. Auf der anderen Seite steht dieses Maß der Bewegung im Gegensatz zu unserem Erleben von Zeitlichkeit, zur Erfahrung von Dauer, Augenblicken und Rhythmen. Bezeichnen wir mit dem Begriff ,Zeit' verschiedene Phänomene, die unabhängig voneinander existieren? Entspricht die Zeit der Naturwissenschaften unserem Erleben von Zeitlichkeit? Alfred North Whitehead (1861-1947), Mathematiker, Logiker, Physiker, Naturphilosoph, Pädagoge und Metaphysiker, repräsentiert im Feld der Theorien das noch unerfüllte Bemühen, ein universelles Paradigma systemischer Prozesse zu schaffen, das bei Anerkennung der Verschiedenheit physischer, kultureller und formaler Prozesse die Einheit der natürlichen Wirklichkeit im Blick behält. Er beschäftigt sich vor allem mit der ,physikalischen' Wirklichkeit unserer Wahrnehmungswelt, wobei sich seine Aufmerksamkeit besonders auf die Begriffe von Raum und Zeit konzentriert. Der Ausgangspunkt seines Philosophierens über den Zeitbegriff ist die Erfahrung des menschlichen Erlebens von Zeitlichkeit. Whitehead zeigt, daß sich die kontinuierliche Zeit der Physik durch einen Abstraktionsprozeß aus erlebten Zeitspannen herleiten läßt. Die Wirklichkeit ist aus Ereigniseinheiten aufgebaut, die feste zeitliche Ausdehnung besitzen. Sie sind die real erfahrbaren Einzeldinge, aus denen die Welt besteht. Die Entdeckung der Zeitlichkeit der Ereignisse ist der Schlüssel zur gesamten philosophischen Entwicklung Whiteheads.Whiteheads Prozess- und Zeit-Denken hat Aktualität in Sozial- und Kulturwissenschaften (Luhmann, Nassehi), in naturwissenschaftlichen Diskursen (Prigogine/Stengers), in biologischen Systemtheorien (Maturana, Varela) und in interdisziplinären Ansätzen zu einer Kognitionswissenschaft, die psychologische, linguistische, neurowissenschaftliche und KI-basierte Forschung integrieren kann. Ein erster formal-methodischer Rahmen inhaltlicher Kongruenzen ist hier längst aufgespannt: PiagetŽs genetischer Strukturalismus und WhiteheadŽsches Prozeßdenken entsprechen einander weitgehend. Aber kann dieses systemische Zeit-Denken auch die eigentümlichen Zeitlichkeiten existenzieller Lebenszeit-Begrenzung (Sterblichkeit) der Einzelnen und geschichtlicher Gegenwarts-Orientierung von Kollektiven (zwischen traditionaler Erinnerung/ Herkunft und utopischem Vorgriff/Zukunft: "Abenteuer der Ideen") angemessen verstehen?

Literaturangaben

Joachim Klose, Die Struktur der Zeit in d. Philosophie A. N. Whiteheads, Diss. München 1996, Reihe Symposion, Bd. 117, Verlag K. Alber, Freiburg (Br.) / München 2002, 406 S., ISBN: 3-495-47920-1, Euro 41.

Adele Gerdes, Prozessphilosophie vernetzt - Zur Aktualität Whiteheads, in: A. Leutzsch (Hg.), Nomaden. Interdisziplinäre 'Wanderungen' im Feld d. Formulare u. Mythen, Verlag Transcript, Bielefeld 2002, 41-48.

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