221034 Ostforschung (GS 2) (SoSe 2003)

Die deutsche historische Osteuropaforschung blickt auf eine mittlerweile einhundertjährige Geschichte zurück. Dabei ist der Begriff "Ostforschung" zu zweifelhaftem Ruhm gelangt. Er ist in der englischen, polnischen oder russischen Sprache ebenso geläufig wie der Begriff "Drang nach Osten". Erst in der letzten Dekade sind aber die Zusammenhänge zwischen "Ostforschung" und nationalsozialistischem Ausbeutungs- und Vernichtungskrieg in Deutschland intensiver erforscht und diskutiert worden. Das Seminar wird einen Überblick über die Entwicklung der interdisziplinären Ostforschung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts liefern. Inwieweit und aus welchen Motiven betrieben insbesondere deutsche Historiker eine "anwendungsorientierte Begleitforschung der völkischen Flurbereinigung in Europa"? Warum wurden deutsche Wissenschaftler der dreißiger und vierziger Jahre zu "Vordenkern der Vernichtung" (Götz Aly)? Welche Rolle spielten Historiker innerhalb der nationalsozialistischen "Funktionseliten"?

Literaturangaben

Burleigh, Michael: Germany turns eastwards: a study of Ostforschung in the Third Reich. Cambridge 1988; Camphausen, Gabiele: Die wissenschaftliche historische Russlandforschung im Dritten Reich. Frankfurt am Main 1990; Haar, Ingo: Historiker im Nationalsozialismus: die deutsche Geschichtswissenschaft und der "Volkstumskampf" im Osten". Göttingen 2000 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 143); Kleßmann, Christoph: Osteuropaforschung und Lebensraumpolitik im Dritten Reich. In: Lundgreen, Peter (Hrsg.): Wissenschaft im Dritten Reich, Frankfurt/M. 1985, S. 350-383; Schulze, Winfried/Oexle, Otto Gerhard (Hrsg.): Deutsche Historiker im Nationalsozialismus. Frankfurt/M. 1999.