300082 Zur Funktion des Gesellschaftsbegriffs in der Soziologie (S) (SoSe 2003)

Im Rahmen der aktuellen Diskussion über die Konturen der modernen "Weltgesellschaft" hat in jüngster Zeit auch wieder das Interesse an einer Funktionsbestimmung des Gesellschaftsbegriffs innerhalb der Soziologie zugenommen. Beeindruckendstes Beispiel hierfür ist Niklas Luhmanns Werk "Die Gesellschaft der Gesellschaft" von 1997, in dem die Ergebnisse von über dreißig Jahren grundbegrifflicher Forschung ihren Niederschlag gefunden haben. Innerhalb der Geschichte unseres Faches war diese heute wieder in den Mittelpunkt der Erörterung getretene zentrale Stellung des Gesellschaftsbegriffs jedoch nicht immer unbestritten. Obgleich sich die moderne Soziologie ihrem eigenen Selbstverständnis nach geradezu als eine "Wissenschaft der Gesellschaft" konstituiert hatte, waren es um 1900 insbesondere deutsche Soziologen, welche diese zentrale Rolle des Gesellschaftsbegriffs in Frage gestellt hatten. In dieser Veranstaltung soll deshalb sowohl auf klassische als auch auf zeitgenössische soziologische Ansätze eingegangen werden, in denen diese Auseinandersetzung mit dem Gesellschaftsbegriff exemplarisch zum Ausdruck kommt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung werden dabei die von Ferdinand Tönnies, Georg Simmel, Max Weber, Talcott Parsons, Friedrich Tenbruck und Niklas Luhmann vertretenen Positionen stehen.

Literaturangaben

Georg Kneer/Armin Nassehi/Markus Schroer (Hrsg.), Soziologische Gesellschaftsbegriffe. Konzepte moderner Zeitdiagnosen, München 1997.
Georg Kneer/Armin Nassehie/Markus Schroer (Hrsg.), Klassische Gesellschaftsbegriffe der Soziologie, München 2001.
Stefan Müller-Doohm, Soziologie ohne Gesellschaft? Notizen zum Gegenstandsverlust einer Disziplin, in: ders. (Hrsg.), Jenseits der Utopie. Theoriekritik der Gegenwart, Frankfurt am Main 1991, S. 48-99.
Eckart Pankoke (Hrsg.), Gesellschaftslehre, Frankfurt am Main 1991 (Bibliothek der Geschichte und Politik, Bd. 18).
Jürgen Ritsert, Gesellschaft. Ein unergründlicher Grundbegriff der Soziologie, Frankfurt am Main/New York 2000.