220069 Von Theodor Mommsen und Golo Mann über Alexander Kluge und Umberto Eco bis zu Jonathan Littell: Möglichkeiten und Grenzen der Geschichtsvermittlung in der erzählenden Literatur (ÜG) (WiSe 2017/2018)

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Was für klangvolle Namen: Theodor Mommsen und Golo Mann! Die Entstehung der bekanntesten Werke dieser beiden Groß-Historiker liegt zeitlich um die 120 Jahre auseinander. Dennoch haben Mommsens „Römische Geschichte“ und Manns „Wallenstein“ etwas gemein: die Art und Weise des Erzählens. Sie erscheint uns, aus heutiger Sicht, ganz und gar „altmodisch“. „Große Männer“ und ihr – nicht nur – politisches Wirken stehen im Mittelpunkt der Betrachtungen. Die Texte sind geschrieben wie Historische Romane. Als wollten sie in erster Linie unterhalten und nur in zweiter Linie neue Forschungsergebnisse präsentieren. Demgegenüber lesen sich aktuelle Texte der historischen Wissenschaften, fußnotengesättigt, oft wie auf das Allernötigste an kunstvollen sprachlichen Mitteln reduzierte, nicht selten sehr trocken anmutende Schriften. Das Literarische hat die deutsche Geschichtswissenschaft spätestens seit den 1970er Jahren der erzählenden Literatur und der Belletristik überlassen. Dass bei dieser Rollenverteilung die Fakultät für Geschichtswissenschaften der Universität Bielefeld eine besondere Rolle spielte, muss hier nicht gesondert erwähnt werden.

Trotzdem oder gerade deswegen blieb und bleibt die Geschichtsvermittlung mittels Belletristik und erzählender Literatur immer eine Option. Umberto Eco ist mit seinen Werken wahrscheinlich der größte und gelungenste Spagat zwischen faktenreicher Wissenschaft und Unterhaltung gelungen.

Ein jüngeres Beispiel der Geschichtsvermittlung in der erzählenden Literatur ist das Buch „Die Wohlgesinnten“ des französischen Schriftstellers Jonathan Littell, das überaus kenntnisreich und bis über individuelle Schmerzgrenzen hinaus die Schrecken der Judenvernichtung in den Jahren bis 1945 detailliert schildert.

Diese und andere Werke sollen im Seminar betrachtet und auf ihre Fähigkeiten hin untersucht werden, inwieweit es ihnen gelingt, neben ihren unterhaltenden Elementen, Geschichte und geschichtswissenschaftliche Fakten solide zu vermitteln.

Über allem könnte die Frage stehen, ob für die Zukunft ein stärkeres Zusammengehen von erzählender Literatur und Geschichtswissenschaft wieder denkbar sein könnte oder ausgeschlossen werden muss.

Bibliography

Urs Bitterli: Golo Mann – Instanz und Außenseiter. Eine Biographie, Zürich/Berlin 2004.

Joachim Fest: Pathetiker der Geschichte und Baumeister aus babylonischem Geist. Theodor Mommsens zwei Wege zur Geschichte, in: ders.: Wege zur Geschichte. Über Theodor Mommsen, Jacob Burckhardt und Golo Mann. 2. Auflage, Zürich 1992, S. 27–70.

Reinhard Finck: Jonathan Littell, in: Jan-Pieter Barbian (Red.): Vive la littérature! Französische Literatur in deutscher Übersetzung. Hg. & Verlag Stadtbibliothek Duisburg, o. J., S. 20.

Tara Forrest (Hrsg.): Alexander Kluge: Raw Materials for the Imagination, Amsterdam 2011.

Michael Nerlich, Umberto Eco. Die Biographie, Tübingen 2010.

Stefan Rebenich: Theodor Mommsens „Römische Geschichte“, in: Elke Stein-Hölkeskamp, Karl-Joachim Hölkeskamp (Hrsg.): Erinnerungsorte der Antike. Die römische Welt, München 2006, S. 660–676.

Erik Schilling: Der historische Roman seit der Postmoderne. Umberto Eco und die deutsche Literatur (= Germanisch-romanische Monatsschrift, Beiheft 49), Heidelberg 2012 (Dissertation Universität München 2012, 321 Seiten).

Albert Wucher: Theodor Mommsen, in: Hans-Ulrich Wehler (Hrsg.): Deutsche Historiker. Band 4, Göttingen 1972, S. 383–400.

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