261018 Derrida, Politik der Freundschaft (HSem) (SoSe 2002)

"0 Freunde, es gibt keinen Freund" - dieser Satz steht nicht nur am Anfang von Derridas Buch, sondern er zitiert eine ganze Tradition von philosophischen, politischen und literarischen Texten: dieser enigmatische Satz findet sich in Montaignes Essay "Über die Freundschaft" ebenso wie bei Aristoteles, Nietzsche und Carl Schmitt, aber auch bei Kant, Bataille und Blanchot. Dieser Satz eröffnet jeweils eine Theorie der Freund- und Feindschaft, deren politische wie philosophische Implikationen Derrida herausarbeitet. In unserer Tradition, so lautet die Hypothese des Buches, ist die Genealogie des Politischen mit dem Paar Bruder-Freund verbunden. Hinter dem Begriff des Politischen verbirgt sich ein kanonisches und dominierendes Modell der Freundschaft. In der Beschreibung des Politischen zeigt sich, daß der Begriff des Politischen wie derjenige der Freundschaft auf einen Schematismus der Abstammung, auf die Herkunft, das Geschlecht, die Art, das Blut, die Natur und die Nation zurückgreifen. Die Lektüren dieses Buches versuchen, dieses Modell der Abstammung in Frage zu stellen. "Politik der Freundschaft" zielt auf einen neuen Begriff des Politischen, auf eine künftige Theorie der Demokratie. [Suhrkamp-Klappentext] Im Seminar wird nicht nur Derridas Buch referiert und diskutiert, sondern auch zu den Texten der von ihm kritisierten Autoren (insbesondere zu Carl Schmitt und zu Martin Heidegger) zurückgegangen.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Bereitschaft zur Übernahme eines Referats

Literaturangaben

Text: Jacques Derrida, Politik der Freundschaft (Politiques de l'amitie, Paris 1994), übersetzt von Stefan Lorenzer, Frankfurt (Suhrkamp) 2000, 492 S., ISBN 3-518-58284-4, EUR 45,80