300088 Soziologie des Lebenslaufs (S) (SoSe 2002)

In den letzten 15 Jahren hat sich die Lebenslaufforschung in Europa (nach früheren Arbeiten in den USA) als ein neues Feld soziologischer Forschung, aber auch als neue Perspektive in etablierten Forschungsfeldern wie Arbeitsmarkt-, Geschlechts- und Familiensoziologie etabliert. Nach Martin Kohli ist der Lebenslauf eine Institution der modernen Gesellschaft, erst mit dieser eröffnet sich den Individuen die gesamte Lebensspanne als Handlungshorizont.

Der Begriff "Lebenslauf" meint zeitliche Ordnungen des Lebens und zielt auf das Schnittfeld zwischen individuellen Handlungsorientierungen und institutionellen Strukturen im Zeitverlauf. Er stellt also einen Versuch dar, mikro- und makrosoziale Prozesse zu verknüpfen. Die subjektiven Deutungsmuster, die sich auf die gesamte Lebensspanne und kritische Übergänge im Leben beziehen, werden teilweise als "Biographie" bezeichnet. "Lebenslauf" und "Biographie" werden vielfach aber auch synonym verwendet.

Ulrich Beck schrieb in der "Risikogesellschaft" (1986): "Biographieforschung wäre in diesem Sinne - zumindest der Anforderung nach - so etwas wie eine überdisziplinäre Gesellschaftsforschung aus der Perspektive des Subjekts - eine Forschung, die gerade quer zu dem Schema der speziellen Soziologien liegt."

In der Veranstaltung werden u.a. behandelt:

· Der Lebenslauf als moderne Institution
· Zentrale Konzepte der Lebenslaufforschung
· Kollektive Biographien und Generationen
· Methoden der Lebenslaufforschung
· Theoretische Kontroversen um die Lebenslaufforschung
· Exemplarische empirische Analysen

Literaturangaben

Martin Kohli: Die Institutionalisierung des Lebenslaufs. Kölner Zeitschrift für Soziologie 37 (1985), S. 1- 29