Das Werk Siegfried Kracauers, insbesondere bekannt durch die große Theorie des Films sowie die berühmte Studie zu den Angestellten, lässt sich nur schwer einer Fachdisziplin zuordnen. Aufgrund des meist nicht-systematischen Zugriffs der Multiperspektivität auf soziale Gegebenheiten und des weitgehend fragmentarischen Charakters seines Schreibens, widersetzen sich seine Arbeiten bereits der Form nach einer strengen wissenschaftlichen Ordnung und Zuweisung. Das gilt insbesondere für die zahlreichen Beschreibungen Kracauers, die sich auf die kleinen Dinge des Alltagslebens, ästhetische Miszellen, Rezensionen oder Städtebilder wie Paris oder Berlin beziehen. Und so finden sich in den Sujets thematisch ganz unterschiedliche Gegenstände verarbeitet, die mal auf Nietzsche, Dostojewski, Franz Kafka oder Upton Sinclair fokussieren, dann aber wieder Erinnerungen an eine Pariser Straße hervorholen oder sich Einzelstudien zur Freundschaft, Clownerie und Ideologiekritik der Massenkultur widmen.
Das heißt allerdings nicht, dass in diesem Oeuvre beobachtende Willkür herrscht. Ganz im Gegenteil: der methodische Blick richtet sich auf jene Wirklichkeitsnuancen, die sich der Erinnerung und dem Alltagsbewusstsein entziehen. Kracauer zielt darauf ab, verlorengegangene Artefakte individueller Wahrnehmungen wieder zurückzuübersetzen ins Gedächtnis, um sie zu einer Materialität zu verdichten, in der gesellschaftliche Erfahrungen zum Sprechen gebracht werden.
Wir wollen uns in diesem Seminar den Beobachtungen Kracauers lesend und reflektierend überlassen und aus einer gesellschaftstheoretischen Sicht die Frage stellen, inwieweit sich von den hier freigelegten Gedächtnisbildern auf gesellschaftliche Tendenzen und Krisen als Signaturen der Moderne schließen lässt.
Dabei interessieren uns vor allem die Aufsätze aus den Jahren 1921-1933 als Kracauer zunächst in Frankfurt, später in Berlin als Feuilletonist der Frankfurter Zeitung tätig war.
Textgrundlage sind die im Suhrkamp-Verlag erschienenen „Schriften“, dort die Bände 5.1, 5.2 und 5.3.
Die zu lesenden Texte werden spätestens zu Beginn des Sommersemesters im Lernraum digital zur Verfügung gestellt.
Fragen zur Lernorganisation, Studien- und Prüfungsleistung werden in der ersten Sitzung geklärt.
Zur vertiefenden Einführung und zum Start ins Seminar empfehlenswert:
Claudia Öhlschläger (2017): Kracauers feuilletonistische Städtebilder. In: Ahrens, J. et al. (Hg.): »Doch ist das Wirkliche auch vergessen, so ist es darum nicht getilgt«
Beiträge zum Werk Siegfried Kracauers. Springer VS.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-IndiErg1 Überblick Soziologie (für Fachfremde) | Geschichte der Soziologie | Studieninformation | |
30-M22 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie I | 1. Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
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Studieninformation |
2. Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M31 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie II (erweitert) | Vertiefendes Theorieseminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefendes Theorieseminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M4 Soziologische Theorie I | Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M9 Soziologische Theorie II (Vertiefung) | Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie I | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie II | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: