Das 19. Jahrhundert war, zumindest in Europa, das Jahrhundert der Bürger und der Bürgerlichkeit. Nach der Französischen Revolution 1789 entstand eine durch rechtliche Statuten anerkannte „mittlere“ soziale Schicht in Abgrenzung vom Adels- und Bauernstand, aber auch von der ebenfalls im Entstehen begriffenen sozialen Gruppe der Arbeiterschaft. Entgegen der vermeintlich eindeutigen Zuordnung war und ist es nicht selbstverständlich, welche Merkmale für die “Mitgliedschaft” im Bürgertum ausschlaggebend waren.
Aus diesem Grund werden zahlreiche Fragen, was „Bürgerlichkeit“ eigentlich ausmacht und wie sie definiert werden könnte, in der Geschichtswissenschaft bis heute diskutiert: Welche Position kam dem „Bürger“ (Er oder Sie?) in der sozialen Hierarchie zu? Welche Qualitäten und Eigenschaften wären dem Bürgertum als eigenständige soziale Schicht zuzuschreiben? Welche Lebensformen und Verhaltensweisen entwickelten „die Bürger“, um sich abzugrenzen.
In der Übung wird diese wissenschaftliche Diskussion aufgenommen und die Entstehung der Bürgerlichkeit und die Ausbildung bürgerlichen Selbstverständnisses im Kontext von Industrialisierung, Urbanisierung, Migration, Wissenschaft, Medien, Kunst und Kultur diskutiert.
Zeitlich wird ein Rahmen von 1800 bis 1918 gespannt. Räumlich wird sich zum überwiegenden Teil auf das Territorium von Preußen, Deutscher Bund, ab 1871 Deutsches Kaiserreich sowie Europa begrenzt.
Grundlegende Kenntnisse zur (geo)politischen Geschichte Preußens, Deutschen Bunds, Norddeutschen Bunds sowie ab 1871 Deutschen Kaiserreichs werden vorausgesetzt.
Jürgen Kocka (Hrsg.): Bürger und Bürgerlichkeit im 19. Jahrhundert, Göttingen 1987;Hans-Ulrich Wehler: Von der Reformära bis zur industriellen und politischen "Deutschen Doppelrevolution" 1815-1845/49. Deutsche Gesellschaftsgeschichte, München 1987; Hans-Ulrich, Wehler: Von der "Deutschen Doppelrevolution" bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1849-1914. Deutsche Gesellschaftsgeschichte, München 2003; Lothar Gall: Bürgertum in Deutschland, München 1991; Nipperdey, Thomas: Deutsche Geschichte 1800 - 1918: Arbeitswelt und Bürgergeist. Machtstaat vor der Demokratie, 3 Bde, München 1998; Peter Lundgreen (Hrsg.): Sozial- und Kulturgeschichte des Bürgertums, Göttingen 2000.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-3.2 Hauptmodul Moderne | Historische Orientierung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | ||||||
Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | 3.2.2; 3.2.9 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig | |
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | 3.2.2; 3.2.9 | Wahlpflicht | 4 | |||
Politikwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2009) | 3.1a; 3.1b |