996001 Funktionale Differenzierung und Kapitalismustheorie (S) (WiSe 2010/2011)

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Die These der modernen Gesellschaft als funktional differenzierter Sozialordnung kann als eine der schulübergreifend anschlussfähigsten Diagnosen innerhalb des Fachs verstanden werden. Demgegenüber galten Theorien, die die moderne Gesellschaft durch ein Primat der kapitalistischen Ökonomie gekennzeichnet sahen (etwa im Anschluss an Marx oder Adorno), oftmals als unterkomplex. Seit einiger Zeit sind vermehrt Anstrengungen zu beobachten – wohl auch vor dem Hintergrund deutlicher Ökonomisierungstendenzen sowie überwunden geglaubter Krisendynamiken – beide Theorietraditionen in mehr als bloss äusserlicher Weise aufeinander zu beziehen (prominent bei Schimank). Das Seminar soll sich in einem ersten Teil der Grundlagen vergewissern, wozu u.a. das Theorem funktionaler Differenzierung in seiner wohl elaboriertesten Form (bei Luhmann) kontrastiert werden soll mit aktuellen Gestal-ten der Primatthese, wie sie vor allem im Diskurs der „Neuen Marx Lektüre“ erarbeitet wur-den. Im Anschluss sollen einzelne empirische Fallstudien aus dem Feld der Wirtschaftssozio-logie herangezogen werden, um die Interferenzen ökonomischer und andersgearteter „Logi-ken“ in spezifischen gesellschaftlichen Bereichen mikroskopisch zu betrachten (hierbei gilt es auch die Ebenendifferenz Interaktion-Organisation-Gesellschaft zu berücksichtigen). Schliesslich sollen in einem dritten Themenkomplex dezidiert politische Dimensionen einbe-zogen werden: Haben poststrukturalistische Positionen in den 1980er Jahren gegen den Essen-tialismus der leninistischen Orthodoxien vor allem auf die polyzentrische Machtstruktur der modernen Gesellschaft gepocht und ein postproletarisches Projekt radikaler Demokratie skiz-ziert (etwa bei Mouffe/Laclau), so sind gegenwärtig bereits wieder andere Tendenzen zu ver-zeichnen: Bei Theoretikern wie Zizek, Ranciere und Badiou finden sich starke (aber unkon-ventionelle) materialistische Positionen, die dezidiert auf der kapitalistischen Ökonomie als universaler Vermittlungsinstanz insistieren und von hier aus eine Kritik auch noch radikaler Demokratiekonzepte erarbeiten. Die einschlägigen Positionen sollen gesichtet und aus einer gesellschaftstheoretischen Lesart diskutiert werden.

Die Seminarmaterialien werden den Studierenden frühzeitig online zur Verfügung gestellt. Neben den obligatorischen Beteiligungen der Studierenden im Rahmen von Diskussionen, Gruppenarbeiten etc. wird vorab abgeklärt, ob von studentischer Seite Referate, Kurzinputs etc. übernommen werden. Als Bedingung für eine erfolgreiche Teilnahme sind im Vorfeld der beiden Termine des Blockseminars Kurzzusammenfassungen der einschlägigen Texte anzu-fertigen, nähere Informationen werden rechtzeitig mitgeteilt.

Bibliography

Schimank, U. (2008): Kapitalistische Gesellschaft – differenzierungstheoretisch konzipiert. Online verfügbar unter: http://www.mpifg.de/wirtschaftssoziologie-0802/papers/Schimank-Kapges.pdf

Elbe, I. (2008): Marx im Westen. Die neue Marx-Lektüre in der Bundesrepublik seit 1965. Berlin: Akad.-Verl.

Velthuis, Olaf (2007): Talking prices. Symbolic meanings of prices on the market for con-temporary art. Princeton, N.J.: Princeton Univ. Press.

Zizek, S. (2005): Against Human Rights. In: New Left Review 34, S. 115-131.

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Degree programme/academic programme Validity Variant Subdivision Status Semester LP  
Bielefeld Graduate School In History And Sociology / Promotion Stream A   als Theorieseminar scheinfähig Graduierte
Soziologie / Diplom (Enrollment until SoSe 2005) 2.4.4    
Soziologie / Master (Enrollment until SoSe 2012) Modul 2.3   3 (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich)  
Soziologie / Master (Enrollment until SoSe 2012) Modul 2.2   3 (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich)  
Soziologie / Master (Enrollment until SoSe 2012) Modul 6.3   3 (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich)  

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Type(s) / SWS (hours per week per semester)
seminar (S) / 2
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Bielefeld Graduate School in History and Sociology
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