300060 Politik als Ritual (Ü) (SoSe 2006)

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Die Veranstaltung zielt auf die Fundierung von 'Ritualen' (Wahlen, Personalisierung, Rhetorik, allgemein ritualistische Symbolverwendung) in kommunikativen Schemata (Reform, Terrorismus, Sicherheit etc. ). Sowohl Rituale als auch Schemata dienen der Simplifikation komplexer politischer Sachverhalte. Sie dienen der Erhaltung von Transparenz. Rituale werden dabei sehr stark in die Nähe eines Manipulationsverdachts gerückt (Murray Edelman), während Schemata zwar ebenfalls der Simplifikation übermäßiger Komplexität dienen, im allgemeinen jedoch auf strukturelle Zwänge der Unsicherheitsreduktion bezogen werden. Sie repräsentieren das Wissen, das trotz verbreitetem Nichtwissen noch anschlußfähig ist (Niklas Luhmann).
Diese Unterscheidung von Ritualen und Schemata soll am Beispiel des Irakkrieges veranschaulicht werden. Die Bush-Administration und die europäischen Mittelmächte haben je spezifische Schemata generiert (etwa Unilateralismus versus Multilateralismus) und darüber hinaus ritualistische Formen beschwörender Rhetorik und Symbolbildung ('Achse des Bösen').
Die Veranstaltung grenzt sich also von Erklärungsversuchen ab, wie sie insbesondere in der journalistischen Diskussion, aber auch in wissenschaftlichen Beiträgen zum Thema verbreitet sind, die auf interessengeleitete strategische Manipulation öffentlich zugänglicher Informationen über den Irak und sein Bedrohungspotential abstellen. Eine solche, auf einzelne Akteure (und Kollektive) bezogene Erklärung unterschätzt die strukturellen (alternativlosen) Orientierungsleistungen, die durch komplexitätsreduzierende Schemata der politischen Kommunikation erzeugt werden. Diese Schemata reflektieren vergangene Kommunikationen und werden im Gedächtnis des politischen Systems zusammengefasst. Aktualisierbare Schemata entlasten das politische Entscheiden in der politischen Kultur der USA anders als in der politischen Kultur Deutschlands und Frankreichs. Es wird zu zeigen sein, daß unter diesen Bedingungen der Aspekt der Ritualisierung nicht von vornherein als Manipulation bewertet werden kann - ganz unabhängig von den Absichten der Personen/Kollektive, auf die diese Ritualisierungen zugerechnet werden.
Neben dem Schema- und Ritualbegriff selbst soll der Begriff des kommunikativen sensemaking von Karl Weick Möglichkeiten aufzeigen, wie in Situationen hoher Unsicherheit resp. Mehrdeutigkeit durch Schemaverwendung gleichwohl politische Handlungssicherheit gewonnen werden kann. Ob daraus auch 'Sicherheit' in einem weiteren Sinn erwächst, soll ebenfalls thematisiert werden.

Bibliography

Einführende Literatur
Edelman, M., 1976: Politik als Ritual. Die symbolische Funktion staatlicher Institutionen und politischen Handelns, Ffm./NY: Campus
Weick, K.E., 1995: Sensemaking in Organizations, Thousand Oaks et al.: Sage
Luhmann, N., 2000: Die Politik der Gesellschaft, Ffm.: Suhrkamp, Kap. 4/8
Jervis, R., 2003: Understanding the Bush Doctrine, in: Political Science Quarterly, Vol. 118, No.: 3: 365-388
Japp, K.P./Kusche, I., 2004: Die Kommunikation des politischen Systems: Zur Differenz von Herstellung und Darstellung im politischen System, in: Zeitschrift für Soziologie, H.6

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weekly Di 14-16 C2-144 04.04.-11.07.2006

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