Der Tod gehört wohl zu den heikelsten Themen. Während er einerseits das Allersicherste ist, das, was alle Menschen am Ende erwartet, so ist er doch zugleich das Allerunsicherste: Niemand kann davon berichten, wie das ist: ganz und gar tot zu sein. Der Tod als ultimative Abwesenheit ist nicht denkbar: „Daß der Körper stirbt, ist nicht schwer vorzustellen; man sieht ihn ja verfallen. Der Tod des Geistes jedoch ist dem Geist unbegreiflich. […] Geist kann sich nur als seiend denken – aller Vergänglichkeit des Körpers zum Trotz“ (Christoph Türcke). Zugleich wird der Tod erst so beängstigend, wenn man ein Bewusstsein von ihm hat. So ist es auch kein Wunder, dass der Tod - als unausweichliches Schicksal und größtes Rätsel - eines der zentralsten Themen in der Welt der Sagen, Legenden, Märchen, Mythen, Literatur, kurz: der kulturellen Sinn- und- Textproduktion ist. Das gilt auch für die Kinder- und Jugendliteratur: Hier ist besonders der Tod der Eltern zentral. All die Waisen und Halbwaisen der Kinder- und Jugendliteratur beweisen, dass dieses Motiv sehr unterschiedliche Bedeutungen haben kann. Der Tod der Eltern kann für die bedrohliche Abhängigkeit von lieblosen und bösen Erziehungsberechtigten ebenso stehen wie für einen Neubeginn – bis hin zum Jubelanlass. Der Tod ist offenbar mit ambivalenten Affekten belegt.
Gerade deshalb - und weil Tod und Sterben so schwer zu fassen sind - bereitet es oft erhebliche Schwierigkeiten damit umzugehen, wenn Kinder nach dem Tod fragen. Die literarische Darstellung mit all ihren Verfremdungsmechanismen kann die Chance eröffnen, mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen über Angst, Wut und Trauer und Phantasien über den Tod und das Sterben. Dafür ist es aber auch wichtig, zu reflektieren, was da wie thematisiert wird. Die Literatur kann ebenso den PädagogInnen Anstöße für Reflexionen über den eigenen Umgang mit Trauer geben und Erkenntnisse über Trauerprozesse ermöglichen, die die Basis dafür bilden können auch die Trauer von Kindern anzuerkennen. Deshalb werden wir uns in diesem Seminar mit den Darstellungen von Tod, Sterben, Verlust und Trauer in ausgewählten Werken der klassischen und aktuellen KJL auseinandersetzen.
Obzwar der Tod als Naturgewalt wirkt, ist seine Gestalt jedoch alles andere als ahistorisch. Gerade die Bedeutung des Todes verändert sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen. Das wird häufig in der Kinderliteratur ebenso thematisiert wie in der Jugendliteratur, etwas wenn in dem Bilderbuch "Die besten Beerdigungen der Welt" das geschäftstüchtige Gebaren der Beerdigungsinstitute aufs Korn genommen wird oder wenn in Lowrys Dystopie "Hüter der Erinnerung" Delinquente, Alte, Kranke und Babys, die zu viel weinen, im Namen der Ordnung getötet und auf der Stelle vergessen werden. Die Verschränkung des Todes mit Herrschaft (die ihn einerseits mehr oder weniger sublim als Droh- oder Sanktionsmittel einsetzt, andererseits in ihm ihre Grenze erfährt) macht die Darstellung des Todes stets auch zu einem politischen Thema. Aber auch wenn dies nicht explizit thematisiert wird, greift die KJL implizit immer auf einen kulturellen, geschichtlichen, gesellschaftlichen Kontext zurück. Daher werden wir uns auch ideologiekritisch mit der Darstellung des Todes in der KJL befassen.
Master of Arts: Voraussetzung ist die Zulassung zum Master of Arts Erziehungswissenschaft
Die hier angebene Literatur ist vor dem Seminar zu lesen!
Im Vorfeld zu lesen sind:
Drvenkar, Zoran: Der Winter der Kinder oder Alissas Traum. Hamburg 2003
Freud, Sigmund: Trauer und Melancholie. Studienausgabe Bd.3.
sowie eines der folgenden beiden Bücher:
Lowry, Lois: Auf der Suche nach dem Blau. Hamburg 2003.
Lowry, Lois: Hüter der Erinnerung. München 1998.
Weitere Literatur wird bei der Vorbesprechung bekannt gegeben.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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einmalig | Mi | 18-20 | U2-200 | 02.11.2011 | |
einmalig | Mi | 18-20 | C02-228 | 09.11.2011 | |
wöchentlich | Mi | 18-20 | C02-228 | 16.11.-28.12.2011
nicht am: 28.12.11 |
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wöchentlich | Mi | 18-20 | D2-136 | 04.01.-01.02.2012
nicht am: 04.01.12 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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25-MEW1 Allgemeine Grundlagen der Erziehungswissenschaft | E1: Grundlegende Theorien der Erziehungswissenschaft | Studienleistung
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Studieninformation |
E3: Lebensalter | Studienleistung
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Studieninformation | |
E4: Pädagogische Handlungsfelder | Studienleistung
|
Studieninformation | |
- | unbenotete Prüfungsleistung benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Erziehungswissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2011) | - | ME 1.1; ME 1.3; ME 1.4 | - | - | 3/5 | aktive Teilnahme oder EL b oder EL u |
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | - | H.1.2; H.1.3 | - | - | - | scheinfähig |
Unterrichtsfach Pädagogik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | - | MU.1.1; MU.7.1 | - | - | 2 | |
Unterrichtsfach Pädagogik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | - | MU.2.1 | - | - | 3 |
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