Wissensarbeit und Professionen
In modernen Gesellschaften finden – nach dem Schub der Formalisierung von Professionen im 19./20. Jahrhundert – weitere Prozesse der Professionalisierung in verschiedenen Tätigkeitsbereichen statt. Neben den klassischen Professionen differenzieren sich neue Qualifikationscluster sowie diffuse Bereiche von „Wissensarbeit“ aus, die zunächst Eigenständigkeit und in der Folge Professionalität für sich beanspruchen. Diese Semantik verweist darauf, dass der Wandel der Arbeitsmarkt- und Berufsstrukturen mit neuen Anerkennungs-verhältnissen und Selbstdeutungen der Subjekte einher geht.
In der Lehrforschung werden zunächst theoretische Texte und empirische Studien zu diesen Prozessen rezipiert; die Studierenden entscheiden sich hier für einen Teilbereich und referieren hierzu den Stand der Forschung. Breiten Raum nimmt anschließend die Entwicklung einer eigenen Fragestellung und die Reflexion und Entscheidung des empirischen Zugangs ein. Für die Vorbereitung und Durchführung der empirischen Arbeit werden verschiedene qualitative Erhebungs- und Auswertungsverfahren besprochen. Solide Methodenkenntnisse werden vorausgesetzt.
Die Teilnehmenden müssen den größten Teil der vorlesungsfreien Zeit für die Durchführung, Dokumentation und Auswertung der Interviews einplanen. Im Wintersemester werden Dokumentations- und Auswertungsverfahren behandelt.
1. Grundkenntnisse der Arbeitssoziologie (an angemeldete Teilnehmer/innen werden Ende März Lektürehinweise sowie wichtige Texte versandt).
2. Verständnis der Grundlagen qualitativer Sozialforschung und erste Erfahrungen mit den wichtigsten Erhebungs- und Auswertungsmethoden. Die Module 5.1 und 5.2 im MA Soziologie sollen bereits abgeschlossen sein oder parallel besucht werden.
3. Bereitschaft zur zuverlässigen Organisation des eigenen Arbeitsprozesses in allen Phasen des Forschungsprozesses.
Betzelt, Sigrid 2006: Flexible Wissensarbeit: AlleindienstleisterInnen zwischen Privileg und Prekarität. Bremen: ZeS-Arbeitspapier 3
Heidenreich, Martin 2003: Die Debatte um die Wissensgesellschaft. In: Böschen, Stefan/ Schulz-Schaeffer, Ingo (Hg.): Wissenschaft in der Wissensgesellschaft. Opladen
Koppetsch, Cornelia 2008: Der Markt der Ideen. Neue Wege der Professionalisierung am Beispiel der Kultur- und Medienberufe. In: Soziale Welt 59: 327-350
Kurtz, Thomas 2003: Professionen und Wissensberufe. Sind Professionen Wissensberufe, sind alle Wissensberufe Professionen? In: Arbeit. Zs für Arbeitsforschung 12 (1): 5-15
Pfadenhauer, Michaela 2003: Professionalität. Eine wissenssoziologische Rekonstruktion institutionalisierter Kompetenzdarstellungskompetenz. Opladen
Schmidt, Gert 2010: Arbeit und Gesellschaft. In: . Böhle/ Voß/ Wachtler (Hg.): Handbuch Arbeitssoziologie. Wiesbdaden: 127-147
Stichweh, Rudolf 1996: Professionen in einer funktional differenzierten Gesellschaft. In: Combe, Arno/ Helsper, Werner (Hg.): Pädagogische Professionalität. Frankfurt: 49- 69
Wilkesmann, Uwe 2005: Die Organisation von Wissensarbeit. In: Berliner Journal für Soziologie 15 (1): 55-72
Flick, Uwe 2000a: Design und Prozess qualitativer Forschung. In: Flick/ v. Kardorff/ Steinke (Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek: 252-264
Flick, Uwe 2000b: Qualitative Forschung. Theorie, Methoden, Anwendungen in Psychologie und Sozialwissenschaften. Reinbek
Meinefeld, Werner 2000: Hypothesen und Vorwissen in der qualitativen Sozialforschung. In: Flick/ v.Kardorff/ Steinke (Hg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek: 265-275
Nohl, Arnd-Michael, 2008: Interview und dokumentarische Methode. Anleitungen für die Forschungspraxis. 2. Auflage. Wiesbaden