Mögliche Welten sind Weisen, wie die Welt sein könnte. Vielleicht entscheiden Sie sich dafür, diesen Kurs besuchen; vielleicht entscheiden Sie sich auch dagegen. Das sind zwei Weisen, wie die Welt sein könnte – zwei mögliche Welten.
Philosoph*innen lieben mögliche Welten! Sie werden häufig herangezogen, wenn es darum geht, Begriffe zu erklären – z.B. Modalität, Fähigkeit, Fiktion, Kausalität … Die Liste ist lang. Denn: Mögliche Welten sind einfach nützlich. David Lewis meinte sogar, je nützlicher mögliche Welten sind, desto mehr Grund haben wir, an ihre Existenz zu glauben.
Da passt es gut, dass mögliche Welten auch über die Philosophie hinaus nützlich sind. Zwei Nutznießer sind die Linguistik und die Literaturwissenschaft. In der Linguistik spielen mögliche Welten z.B. für semantische Analysen eine Rolle. Wie funktionieren kontrafaktische Konditionalaussagen (wie "Wenn ich heute nicht so viel Kuchen gegessen hätte, wäre mir jetzt nicht so schlecht")? Wie funktionieren Deflektorphrasen (wie "In den Worten der 1980er Jahre ist Pluto ein Planet")? Oder gar: Wie funktioniert die (formale) Semantik an sich? Selbst wenn es darum geht, zu erklären, was Bedeutungen überhaupt sind, oder zumindest: wie sie sich verhalten, sind mögliche Welten kaum wegzudenken.
Dass mögliche Welten auch in der Literaturwissenschaft angekommen sind, ist kaum verwunderlich. Schließlich ist es naheliegend, zu behaupten, Autor*innen würden mit ihren Werken mögliche Welten beschreiben oder gar kreieren. In der analytischen Erzähltheorie wird diese intuitive Grundidee ernst genommen. So sollen mögliche Welten dabei helfen, zu verstehen, wie Erzählungen im Allgemeinen, aber auch ganz bestimmte Erzählgenres, funktionieren.
Wenn Lewis mit seinem „Argument der Nützlichkeit“ recht hat, haben wir also guten Grund, daran zu glauben, dass mögliche Welten real sind. Hier kommt allerdings wieder die Philosophie ins Spiel — diesmal indem sie mögliche Welten selbst zum Thema macht. Müssen mögliche Welten real sein, um nützlich zu sein? Sind mögliche Welten real? Wenn sie real sind, was sind sie dann, metaphysisch gesehen? Und gibt es womöglich auch unmögliche Welten? Nützlich dürften diese schließlich auch sein!
In diesem Seminar werden wir uns mögliche Welten „in Aktion“ anschauen, anhand ausgewählter Beispielen aus der Linguistik, der Literaturwissenschaft und der Philosophie. Wir werden aber auch die philosophische Metaebene einnehmen und uns fragen, ob das „Philosophische Paradies“ (Lewis) der Pluralität von Welten nicht zu schön ist, um real zu sein.
Diese Veranstaltung kann als Graduierten-Seminar im Rahmen des fachwissenschaftlichen Masterstudiengangs Philosophie angerechnet werden.
DIES IST EIN FACHWISSENSCHAFTLICHES MASTER-SEMINAR.
An diesem Seminar können insgesamt maximal 10 Bachelor- und Master of Education-Studierende teilnehmen. Für alle Studierenden, die regulär im fachw. Master Philosophie eingeschrieben sind, gilt keine Teilnehmerbegrenzung.
Diese Veranstaltung ist konzipiert für Masterstudierende im Fach Philosophie. Bachelor-Studierende der Philosophie oder andere Studierende können nur teilnehmen, wenn sie das Anmeldeverfahren durchlaufen und eine Zusage des Dozierenden bekommen haben. Zur Anmeldung senden Sie der Veranstalterin/dem Veranstalter eine E-Mail mit Angabe Ihres Namens, des Fachsemesters in dem Sie sein werden und mit einer Begründung, warum Sie an diesem Seminar teilnehmen wollen. Sie erhalten rechtzeitig Bescheid, ob Sie an der Veranstaltung teilnehmen dürfen.
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Im Masterstudiengang erfolgt der Erwerb von Leistungspunkten ausschließlich auf Modulebene.
Voraussetzung für die Vergabe von 3 Leistungspunkten ist die regelmäßige und aktive Teilnahme sowie das Erbringen des schriftlichen oder mündlichen Beitrags im Umfang von maximal 1200 Wörtern bzw. 10-20 Minuten.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: