Neuere Studien der Armutsforschung zeigen, dass in der Bundesrepublik Deutschland immer mehr Familien der Mittelschicht, kinderreiche Familien, allein erziehende Frauen sowie Menschen mit einem Migrationshintergrund von Armut bedroht sind. Parallel dazu steigt der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die in Armut leben, seit einigen Jahren kontinuierlich an. Damit hat sich die Perspektive geändert: Armut bzw. Niedrigeinkommen ist nicht mehr das Schicksal einer kleinen, randständigen und sozialpolitisch häufig vernachlässigten Gruppe. Das Armutsrisiko gehört heute zu einem festen Bestandteil der Lebenswirklichkeit einer großen Zahl von ¿Normal¿bürgerinnen und ¿bürgern ¿ Kinder und Jugendliche sind ganz besonders betroffen.
Diese armutsbedingten negativen Ausgangslagen bleiben allerdings nicht ausschließlich auf den familiären Sektor beschränkt, sondern wirken sich auch auf andere Lebenskontexte von Kindern und Jugendlichen, wie z.B. Gesundheit, Freizeit und Bildung, aus.
Bezogen auf Bildung ist nicht zuletzt durch die PISA-Studie die Bildungsbenachteiligung von Schülergruppen mit sozialen und ökonomischen Disparitäten aufgezeigt worden. Die Ergebnisse aller aktuellen Schulleistungsuntersuchungen (wie etwa PISA 2000, 2003&2006; IGLU 2001&2006) zeigen deutlich auf, dass der Bildungserfolg in der Bundesrepublik Deutschland in einem signifikanten Zusammenhang zu der sozialen Positionierung der Herkunftsfamilie steht: Während einerseits der Gymnasialbesuch überproportional häufig deutschen Schülerinnen und Schülern höherer Sozialschichtgruppen vorbehalten bleibt, wird andererseits die Hauptschule zunehmend zu einem Sammelbecken insbesondere für Schülergruppen aus einkommensschwachen und bildungsfernen Familien sowie ausländischer Herkunft. Dementsprechend wird Armut zu der entscheidenden Hürde für die Bildungskarriere, womit Kinder und Jugendliche mit einem Migrationshintergrund und aus Familien, die den so genannten unteren Sozialschichtgruppen zuzurechnen sind, zu den Verlierern des deutschen Bildungssystems gehören. Alle bisherigen Bemühungen um die soziale und bildungskontextuelle Integration dieses Personenkreises scheinen überwiegend erfolglos geblieben zu sein.
Im Rahmen des Seminars soll neben einer Begriffsklärung und des Überblicks über die Verbreitung von Armut der Frage nachgegangen werden, wie sich Armut in den zentralen Lebenswelten ¿ wie z.B. Schule, Familie, Freizeit ¿ der betroffenen Kinder und Jugendlichen auswirkt. Darüber hinaus sollen Maßnahmen diskutiert werden, die das Ziel verfolgen die beobachteten Desintegrationstendenzen zu minimieren sowie die sozialen Ungleichheiten zu kompensieren.
Wegen der großen Nachfrage bieten wir diese Veranstaltung zweimal an.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Enrollment until SoSe 2008) | H.1.3; H.2.2; H.2.3; H.3.4 | scheinfähig | ||||
Unterrichtsfach Pädagogik / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | MU.4.2 | 3 | ||||
Unterrichtsfach Pädagogik / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | MU.3.2 | 2 | ||||
Veranstaltungen für Schülerinnen und Schüler |