231019 Die lateinische Literatur des Mittelalters: Gilbert Crispin, Disputatio Iudaei et Christiani (S) (WiSe 2013/2014)

Wenige Jahre, bevor Papst Urban II zum ersten Kreuzzug aufruft und damit eine Phase gewaltsamer Auseinandersetzung zwischen Christen und Nicht-Christen einleitet, entstehen aus der Feder Gilbert Crispins zwei Religionsdialoge, in denen Vertreter verschiedener Glaubensrichtungen miteinander diskutieren.
Crispin wuchs in die Benediktinerabtei von Bec (Frankreich) auf, in einem Kloster, das durch seine Ausbildung in Logik und Rhetorik berühmt war. 1078/79 ging er mit seinem Lehrer Lanfranc (1005-1089) nach England. Dort wurde er 1085 Abt von Westminster, ein Amt, das er bis zu seinem Tode 1117 innehielt. Ob die Dialoge, die Crispin referiert, authentisch sind, wie er selbst behauptet, wissen wir nicht. Jenseits dieser viel diskutierten Frage werden wir uns im Seminar zunächst mit der Frage beschäftigen, inwieweit das Gespräch auf eine gegenseitiges Verstehen, gewissermaßen auf Toleranz orientiert ist, oder ob es eher der Selbstvergewisserung christlichen Glaubens dient. Dazu werden wir die Gesprächskonstellation, die Ausgangsbedingungen beider Dialogteilnehmer, die Argumentationsabfolge und die Plausibilität der Schlüsse in den Blick nehmen. Das Seminar endet mit einem vergleichenden Ausblick auf die Dialoge Odos von Cambrai und Abaelards.

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BM 1-3

Bibliography

Textausgabe:
The works of Gilbert Crispin, Abbot of Westminster, ed. A. Sapir Abulafia et R. Evans, London 1986.

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