221109 Einführung in die Wissenschaftsgeschichte (in Verbindung mit der Vorlesung: "Fortschritt und Zerfall der Wissenschaftskultur?") (Ü) (WiSe 2004/2005)

Viele wissenschaftliche Laien meinen, bei "Wissenschaft" handele es sich um ein eindeutiges Gebilde, nämlich um das, was auf den Universitäten getrieben wird; und sogar viele, die sich selber der Wissenschaft zurechnen, teilen diesen Glauben. Die moderne Wissenschaft hat sich jedoch im Laufe der frühen Neuzeit eher abseits der Universitäten entwickelt; und das, was man zu jener Zeit unter "Wissenschaft" verstand, hatte mit dem heutigen Wissenschaftsbetrieb nur begrenzte Ähnlichkeit. Zwei zueinander in Spannung stehende Tendenzen kennzeichnen die Wissenschaftsentwicklung der letzten Jahrhunderte: zum einen die zunehmende Spezialisierung, die jegliche Einheit "der" Wissenschaft in Frage stellt; zum anderen ein Führungsanspruch der Wissenschaft in immer weiteren Bereichen der Gesellschaft, so daß heute geradezu von einer Wissenschafts- bzw. Wissensgesellschaft gesprochen wird. Die Popularisierung der Wissenschaft, die die öffentliche Wahrnehmung von Wissenschaft prägt, ist zu einer eigenen Branche geworden, in der sich eine Wechselwirkung von Forschung und Massenmedien abspielt. Diese Situation gibt Grund, über eine Neubestimmung der Rolle der Sozialwissenschaften nachzudenken. Das Seminar soll dazu Wissensgrundlagen und Denkanstöße vermitteln

Literaturangaben

(Wie zur Vorlesung) Außerdem Helmut Schelsky: Einsamkeit und Freiheit. Idee und Gestalt der deutschen Universität und ihrer Reformen, Reinbek 1963 (rde 171/172). John Desmond Bernal: Sozialgeschichte der Wissenschaften (Science in History), 4 Bde., Reinbek 1970 (rororo 6224-6227). Wolf Lepenies (Hrsg.): Geschichte der Soziologie, 4 Bde., Frankfort 1981 (stw 367). Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt 1967 (vieldiskutierter Klassiker !). Hans-Ulrich Wehler (Hrsg.): Geschichte und Soziologie, Köln 1972.