Wie verhält sich eine Verkäuferin, wenn ein Kunde trotz festgeschriebenem Preis über diesen verhandeln möchte? Wie bewältigen Arbeitsämter die überwältigende Zahl Arbeitssuchender? Was machen Stadtverwaltungen mit sich beschwerenden Rentnern? Mit welchen Internetauftritten locken Universitäten Studienanfänger und bewältigen die Belegung von Seminaren? Was machen Fußballvereine mit aufbegehrenden Fans? Wie reagieren Bahnschaffner auf nicht zahlende Kunden und welche Folgen hat das? All dies sind einige von vielen möglichen Forschungsfragen, denen Studenten in empirischen Fallstudien in der Studiengruppe nachgehen können. Zentral ist dabei immer das Verhältnis, das Organisationen zu ihren spezifischen Publika pflegen. Unter Publikum werden vereinfacht die Nichtmitglieder von Organisationen verstanden, deren Erwartungen die Organisation nicht ignorieren kann, sondern bewältigen muss. Aus organisationssoziologischer Sicht ist dabei vor allem der organisationale Umgang mit diesen Erwartungen von Interesse. Dabei kann angenommen werden, dass Organisationen die diversen Erwartungen eines vielfältigen Publikums anhand weniger Parameter sortieren, um sie mit eigenen Programmen kompatibel zu gestalten. Wie dies geschieht und welche Probleme und Lösungen sich ergeben, soll während der Studiengruppe genauer erforscht werden.
Das Seminar beginnt damit, kurz in das Thema Organisationen und ihr Publikum einzuführen und das Verhältnis zu diskutieren. Nach dieser kurzen Einführung teilt sich die Studiengruppe in einzelne Projekte auf, die in einem ersten Schritt eine Forschungsskizze für die Untersuchung eines spezifischen Gegenstandes entwickeln sollen. Diese Skizzen werden nach wenigen Wochen in einer Blockveranstaltung im Kurs gemeinsam diskutiert, so dass es den einzelnen Forschungsgruppen möglich ist, eine methodisch angeleitete kleine Feldforschung selbstständig durchzuführen. Kurz vor dem Ende des Seminars sollen dann die einzelnen Gruppen dem Kurs in einer weiteren Blockveranstaltung Probleme und (Zwischen-)Ergebnisse präsentieren. Ergebnisse der Studien können die Gruppen bis zum Ende des Semesters in Form von Projektberichten darstellen.
Wichtig: Es ist unbedingt erforderlich, zur ersten Sitzung zu erscheinen, da dort mögliche Forschungsthemen besprochen werden und sich bereits die Projektgruppen bilden sollen, um sich gemeinsam bis zur zweiten Sitzung eigene Forschungsthemen zu überlegen. Außerdem werden dort die weiteren Termine der Veranstaltung festgelegt.
Die Studierenden sollen die Einführungsveranstaltungen (Soz. Grundbegriffe, Methoden, Sozialstruk-tur) bereits absolviert haben, da sie dort gewonnene Kenntnisse in der Gruppe eigenverantwortlich anwenden sollen.
Luhmann, N. 1964/1994: Funktionen und Folgen formaler Organisation. 4. Auflage. Berlin: Duncker & Humblot. Kapitel 8: Darstellung des System für Nichtmitglieder; Kapitel 15: Grenzstellen.
Jacobsen, H. / Voswinkel, S. (Hrsg.), 2005: Der Kunde in der Dienstleistungsbeziehung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Grunow, D. / Hegner, F., 1972: Überlegungen zur System-Umwelt-Problematik anhand der Analyse des Verhältnisses von Organisation und Publikum. Zeitschrift für Soziologie, 1: 209-224.
Kühl, S. / Strodtholz, P. / Taffertshofer, A. (Hrsg.), 2009: Handbuch Methoden der Organisationsforschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Soziologie / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kernfach | SG | 2 | (bei Einzelleistung 2 LP zusätzlich) |
Aktive Teilnahme:
Regelmäßige Teilnahme am Seminar und Präsentation der Projekte in den beiden Blockveranstaltungen.
Benotete Teilnahme:
Die Anforderung an die aktive Teilnahme und zusätzlich das Verfassen eines Projektberichtes (4500-5500 Wörter). Dies kann als Gruppenarbeit oder als Einzelarbeit geschehen.