Was bedeutet es, aus soziologischer Perspektive Sozialkritik zu üben? Auf welchen Voraussetzungen beruht eine solche Kritik? Auf wessen Seite stehen Soziolog:innen, wenn sie sozialkritisch arbeiten?
Nachdem Kant mit seinen drei Kritiken (die Kritik der reinen Vernunft, die Kritik der praktischen Vernunft und die Kritik der Urteilskraft) zunächst den philosophischen Ton der (kritischen) europäischen Aufklärung setzte, haben sich Soziolog:innen spätestens mit Horkheimers berühmten Aufsatz „Traditionelle und kritische Theorie“ immer wieder aufs Neue damit befasst, was es heißen kann, gesellschaftliche Verhältnisse zu kritisieren. Kritische Theorie, Kritische Soziologie, pragmatische Soziologie der Kritik sowie – interdisziplinär mit soziologischer Beteiligung – Feministische Epistemologien und Postkoloniale Theorie sind in diesem Zusammenhang besonders profilierte Unternehmungen.
In unserem Seminar setzen wir uns mit grundlegenden Positionen soziologischer Sozialkritik auseinander – insbesondere auch, um zu verstehen, dass es mitunter erhebliche Differenzen zwischen ihnen und ihren Voraussetzungen gibt. Kritik ist nicht gleich Kritik. Damit eng verbunden werden wir uns damit beschäftigen, wie Soziolog:innen das eigentlich genau machen, „Sozialkritik üben“ bzw. „sozialkritisch sein“. Wie werden sie konkret? Darauf sollen uns insbesondere die drei anfangs genannten Fragen hinleiten.
Es gibt in diesem Semester mindestens zwei weitere Veranstaltungen an der Fakultät für Soziologie, die sich mit Kritik befassen und die Sie ergänzend oder alternativ studieren können. Für alle, die sich insbesondere mit Kapitalismuskritik befassen möchten, ist das Seminar 301031 Kapitalismus: Krisen und Kritik von Alexandra Scheele gedacht. Ralf Rapior bietet zur Postkolonialen Theorie das Seminar 300134 Kolonialität und Dekolonisierung der politischen Moderne an.
Wer sich – aus welchen Gründen auch immer – grundsätzlich nicht imstande sieht, sich intensiv mit der Seminarlektüre auseinanderzusetzen und in regelmäßigen Abständen etwas für das Seminar zu schreiben, sollte die Teilnahme überdenken.
SCHREIBWERKSTATT
Im Lauf des Semesters werden wir immer wieder Schreibwerkstatt-Anteile in das Seminar integrieren. Sie dienen dazu, dass Sie sich damit auseinandersetzen und verbessern können, eine Hausarbeit zu verfassen. Daher werden wir bei passenden Gelegenheiten über Tipps, Tricks und Schwierigkeiten sprechen, die mit dem wissenschaftlichen Schreiben verbunden sind. Außerdem werden wir nach und nach Konzepte für eigene Arbeiten entwickeln.
Es ist durchaus von Vorteil, wenn Sie bereits soziologische Grundkenntnisse aus den ersten beiden Fachsemestern mit in die Veranstaltung bringen. Diskussionsfreude und die Aufgeschlossenheit für Argumente anderer sind ebenfalls sinnvoll. Am Wichtigsten ist jedoch:
VORBEREITENDE LEKTÜRE FÜR UNSERE SITZUNGEN
Das gemeinsame Arbeiten im Seminar basiert darauf, dass alle Beteiligten sich mit der vorbereitenden Lektüre zu den jeweiligen Sitzungen befasst haben. Gleichzeitig ist es eine ausgesprochene Zumutung, Texte zu lesen, die andere für einen ausgesucht haben. Das ist mir völlig klar. Doch zählen gemeinsame Lektüren zu den besten Grundlagen, um sich mit komplizierten Vorgängen und Sachverhalten zu befassen, sie analytisch zu durchdenken und eine eigenständige, selbstbewusste Position zu den Dingen zu entwickeln. Geben Sie den Texten daher bitte eine faire Chance. Sie haben es verdient.
Falls es Ihnen vor der Sitzung – aus welchen Gründen auch immer – nicht gelingt, die betreffenden Texte vorzubereiten, kommen Sie bitte auf keinen Fall ins Seminar. Sie werden nichts davon haben. Gehen Sie lieber Kaffee trinken oder ins Schwimmbad.
TIPP ZUM WISSENSCHAFTLICHEN ARBEITEN
Das Dossier „Wissenschaft als Handwerk“ des Fachportals Soziopolis bietet Ihnen diverse Hilfestellungen, um eine Hausarbeit zu konzipieren und zu schreiben. Schauen Sie sich doch mal um, ob für Sie etwas dabei ist. https://www.soziopolis.de/dossier/wissenschaft-als-handwerk.html
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Do | 16-18 | X-E0-230 | 07.04.-18.07.2025
nicht am: 01.05.25 |
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M11 Vernetzung: Sozialwissenschaftliche Nachbardisziplinen | Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M22 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie I | 1. Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
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Studieninformation |
2. Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M31 Fachmodul Soziologische Theorie/ Geschichte der Soziologie II (erweitert) | Vertiefendes Theorieseminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefendes Theorieseminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M4 Soziologische Theorie I | Vertiefendes Theorieseminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M9 Soziologische Theorie II (Vertiefung) | Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie I | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefungsseminar zur soziologischen Theorie II | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Studieren ab 50 |
STUDIENLEISTUNG: DREI DISKUSSIONSPAPIERE SCHREIBEN (ZU JEDEM SEMINARTEIL EIN PAPIER)
Um sich eine Studienleistung bescheinigen zu lassen, schreiben Sie bitte zu drei Sitzungen je ein Diskussionspapier, wobei Sie sich dafür jeweils nur eine Sitzung je Seminarteil aussuchen können. Anders formuliert: Sie können je Seminarteil nur ein Diskussionspapier schreiben.
Die Diskussionspapiere dienen dazu, dass Sie sich sowohl verstehend und rekonstruierend als auch kritisch mit der obligatorischen Seminarlektüre auseinandersetzen.
Eine genau Beschreibung der Aufgabenstellung, wie Sie ein Diskussionspapier schreiben, finden Sie im Seminarplan.
BENOTETE EINZELLEISTUNG: HAUSARBEIT SCHREIBEN
Sie verfassen eine Hausarbeit, die einen inhaltlichen Bezug zur Veranstaltung hat. Ich empfehle Ihnen, eine Problemstellung zum Ausgangs- oder Bezugspunkt zu machen, die Sie aus der Lektüre unserer Textgrundlagen und/oder aus den Diskussionen in den gemeinsamen Sitzungen gewonnen haben.
Gerne unterstütze ich Sie bei der Konzeption Ihrer Hausarbeit. Sprechen Sie mich gerne im Rahmen der Veranstaltung an oder machen Sie einen Sprechstundentermin mit mir (Terminvergabe über meine Sprechstunde).
Ein Wort zum Umfang der Hausarbeit: Sie werden es schwer haben, etwas Substanzielles in weniger als 5.000 Wörtern auszudrücken. Falls Sie demgegenüber 10.000 Wörter überschreiten, werden Sie selbst die aufgeschlossensten Leser:innen langweilen.