Seit Anbeginn wollte man über das Leben - auch das Privatleben - prominenter Menschen Näheres erfahren, die Klatschpresse ist keine Erfindung der Moderne. So entstand in der Antike schon früh eine reiche Anekdotenliteratur, später die Darstellung eines Lebens, von der Geburt bis zum Tod: "Bios" bzw. "Vita".
Die Vorlesung gibt einen Überblick über die Entwicklung biographischen Erzählens von diesen Anfängen bis in die Spätantike. Vorgestellt werden die unterschiedlichen Formen, in denen sich das biographische Interesse ausdrückt: Anekdotische Literatur, "Nachrufe" auf Prominente der Geschichte, das Enkomion ("Lobrede"), die Sokratische Literatur (ohne Platon), dann - in ausgewählten Bespielen - die Biographien des Cornelius Nepos (Zeitgenosse des Cicero), des Plutarch und des Sueton (1./2. Jh. n. Chr.), schließlich die Biographie des Wanderphilosophen und Wundertäters Apollonios von Tyana und die Heiligenviten des Hieronymus.
Auf der Basis dieses Überblicks wird auch die Stellung der kanonischen wie apokryphen Evangelien im Verhältnis zur übrigen biographischen Literatur der Antike analysiert werden.
Ein Textausschnitt (zweisprachig: griech.-dt. / lat.-dt.) aus diesem Fundus wird jeweils zentraler Bezugspunkt jeder Einzelvorlesung sein. Als eine erste Einführung wird der Artikel "Biographie" von Herwig Görgemanns empfohlen. (in: Der Neue Pauly, 2,682-90)