610141 Wahrnehmen – Entscheiden – Bewegen: Moderne Multi-modale Verfahren zur Bewegungs- und Aufmerksamkeitsuntersuchung in der Sportwissenschaft (Pj) (SoSe 2013)

Wahrnehmungsexperimente im Sport werden fast ausschließlich unter „künstlichen Aufgabenbedingungen“ im Labor durchgeführt. Allerdings bilden Laborstudien die Merkmale „natürlicher Aufgabenbedingungen“ nur ungenau nach, erlauben keine Interaktion zwischen den Akteuren und nehmen den Experten die Möglichkeit, ihre Bewegungsfertigkeit als wesentlichen Bestandteil ihrer Expertise einzusetzen (Hagemann et al., 2007).
Daher werden in sportmotorischen Fragestellungen zum Wahrnehmungs-, Entscheidungs- und Bewegungsverhalten in jüngster Zeit verstärkt moderne und multi-modale technische Verfahren eingesetzt, um komplexe Sportbewegungen im Gesamtzusammenhang genauer erforschen zu können und aus den Erkenntnissen Verbesserungsvorschläge für den Trainingsprozess abzuleiten. So kann beispielsweise mit modernen, mobilen Blickmessungssystemen (Eye-trackern, siehe Holmqvist et al., 2011) das Aufmerksamkeitsverhalten erfasst werden, während die Teilnehmer interaktiv in einer realen Spielsituation agieren und dabei sensorisch-motorischen Kontakt mit ihrer Umgebung haben.

In diesem Projekt sollen zunächst in einem Seminarrahmen moderne, multi-modale technische Systeme zur Messdatenaufnahme und -analyse mit dem Fokus auf Körper- und Blickbewegungen vorgestellt und deren Einsatz im Sportbereich besprochen werden. In der zweiten Semesterhälfte soll anschließend in einer Studie ein ausgewähltes multi-modales Verfahren anhand eines typischen Sport- oder Greifszenarios angewendet und dessen Bedienung, sowie die nachfolgende Datenauswertung und – analyse praktisch erprobt werden.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Die Veranstaltung richtet sich an Studentinnen und Studenten im Masterstudiengang Intelligenz – und Bewegung. Vorkenntnisse in Studiendurchführung und der (statistischen) Datenauswertung sind hilfreich.

Literaturangaben

[1] Hagemann, N., Tietjens, M., & Strauß, B. (2007). Psychologie der sportlichen Höchstleistung. Göttingen: Hogrefe.

[2] Holmqvist, K., Nyström, M, Andersson, R., Dewhurst, R., Jarodzka, H., & van de Weijer, J. (2011). Eye tracking: A comprehensive guide to methods and measures. New York, NY: Oxford University Press.

[3] Vickers, J.N. (2007). Perception, cognition and decision training: The quiet eye in action. Champaign, IL: Human Kinetics.

[4] Williams, A.M. & Ward, P. (2007). Perceptual-cognitive expertise in sport: Exploring new horizons. In G. Tenenbaum & R.C. Eklund (Eds.), Handbook of Sport Psychology (pp. 203-223). Hoboken, NJ: John Wiley & Sons.

[5] Duchowski, A.T. (2007). Eye Tracking Methodology: Theory and Practice. London:Springer.

[6] Joos, M., Rötting, M. & Velichkovsky, B.M. (2003). Die Bewegungen des menschlichen Auges: Fakten, Methoden, innovative Anwendungen. In G. Rickheit, T. Herrmann & W. Deutsch (Hrsg.), Psycholinguistik/ Psycholinguistics. Ein internationales Handbuch/ An International Handbook (pp. 142-168). Berlin & NY: de Gruyter.