Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist innerhalb der europäischen Lyrik (v.a. in Frankreich: Gautier, Verlaine, Montesquiou etc.) ein zunehmendes Interesse an produktionsästhetischen Fragestellungen und der Selbstreflexion des Künstlers zu attestieren, während stoffliche und inhaltliche Aspekte (Liebesdiskurs, Natursehnsucht, Metaphysik) immer mehr in den Hintergrund treten. Hugo Friedrich sieht in dieser Emanzipation vom Thema und einer synchron erfolgenden theoretisch ausgerichteten Konzentration auf die Form, den Beginn der modernen Lyrik. Dichterische Selbstbehauptung wird zum zentralen Element dieser Texte. Die Frage, welche Bedeutung sich der Lyriker für sich selbst ausmacht, in welcher Position er sich gegenüber Gesellschaft und Diskurs verortet und inwieweit seine Arbeiten Aufschlüsse über ihre eigene Verfasstheit und ihre Entstehung, meist in metaphorisch-allegorischer Verschlüsselung, bieten, dominiert innerhalb einer so genannten poetologischen Lyrik (Olaf Hildebrand), die man in der Tat als Lyriktheorie ansehen kann. Neben diesen sich selbstkommentierenden Werken wird das Seminar auch zentrale lyriktheoretische Essays (Leconte de Lisle, Baudelaire, Hofmannsthal, Benn, Celan, Bonnefoy etc.) von der frühen Neuzeit (Barock, Manierismus) über Romantik und Symbolismus bis hin zur Gegenwartsliteratur behandeln, aber auch dementsprechende Theorien aus der Literaturwissenschaft (Adorno, Friedrich, Lamping, Stierle) selbst sollen eine entsprechende Berücksichtigung erfahren. Diese werden vor allem Aufschluss geben über gattungsspezifische, ästhetische, formalistische und mediale Aspekte der Lyrik. Außerdem soll durch eine stark reflexive Auseinandersetzung mit dieser Literaturgattung das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft, von Kunst und Subjektivität und von Form und Inhalt ausführlichen Betrachtungen unterzogen werden. Gleichzeitig versucht das Seminar durch die parallele Lektüre von lyrischen, essayistischen und wissenschaftlichen Texten, die immer noch radikal betriebene, und von dem Philosophen Heinz Paetzold zu Recht monierte, Dichotomie von literarischen und philologischen Texten kritisch zu kommentieren und in eine theoretisch abstrakte Annäherung an Lyrik einzuführen. Die erste Sitzung wird mit Adornos Rede über Lyrik und Gesellschaft beginnen, weshalb dieser Aufsatz zu Semesterbeginn gelesen sein sollte.
Literaturhinweise:
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
---|
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Germanistik / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerPoB2; BaGerP2S | 3/7 | |||
Germanistik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerPoB2; BaGerP2S | 3/7 | ||||
Germanistik (GHR) / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerPoB2; BaGerP2S | 3/7 | |||
Germanistik (GHR) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerPoB2; BaGerP2S | 3/7 | ||||
Germanistik/Deutsch | MA/SII; LIT; B.1; B.2 | Teilleistung der Abschlussprüfung möglich GS und HS | |||||
Literaturwissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis WiSe 05/06) | Kern- und Nebenfach | BaLitPLittheo | 2/6 | |||
Literaturwissenschaft / Magister | Haupt- und Nebenfach | AVL | Teilleistung der Abschlussprüfung möglich GS und HS | ||||
Literaturwissenschaft / Master | (Einschreibung bis SoSe 2009) | MaLit2 | 2/6 |